Mixed Pickles # 5

30. Juli 2012 Kurt Bracharz
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Von einem Istanbuler Gericht wurde Anfang 2012 dem Auslieferungsfahrer einer internationalen Fast-Food-Kette ein Schadenersatz in Höhe von 5.600 türkischen Lira wegen ungerechtfertigter Entlassung zugesprochen. Er hatte nach drei Jahren seinen Job verloren, weil er sich weigerte, jeden Tag einen Burger als Mittagsgericht zu akzeptieren.

Nach Angaben der Veterinärmedizinischen Universität Wien leidet ein halbes bis ein Prozent der österreichischen Haushunde an Typ-1-Diabetes.

In Deutschland ist der Name Original Frankfurter Würstchen seit ungefähr1860 als geografische Herkunftsbezeichnung geschützt und darf seit 1929 nur für Würstchen aus dem "Wirtschaftsgebiet Frankfurt am Main" verwendet werden. Europaweit ist der Name "Frankfurter Würstchen" hingegen nicht geschützt, weil er allgemein als Gattungsbegriff für die bekannte geräucherte Brühwurst aufgefasst wird.

In der Schweiz erleiden pro Jahr etwa 5000 Menschen beim Essen und Trinken einen körperlichen Schaden. Mehrheitlich handelt es sich um Zahnschäden infolge Beißens auf etwas Hartes. In jedem zehnten Fall ist dieses Harte ein Fremdkörper, z. B. ein Fruchtkern oder ein Steinsplitter.

Ein Fischstäbchen muss zu 65 Prozent Fischfleisch enthalten.

Steirisches Kürbiskernöl ist seit 1998 eine EU-geschützte Regionalmarke, was unter anderem eine exakte Angabe der geographischen Herkunft auf dem Etikett erfordert. Die Zeitschrift "Konsument" veröffentlichte im Juni 2009 einen Artikel, laut dem die Herkunft der Kerne für 16 der 26 damals getesteten Öle auf den Etiketten nicht deklariert war. Der Grund für das Versäumnis war, dass zumindest ein Teil des Materials aus Slowenien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Russland und China stammte. Ein neuer Test im Juni-Heft 2012 äußerte wiederum Zweifel an der Herkunft eines Teils der Kerne bei drei mit dem EU-Siegel versehenen Produkten, was zu einer Sonderprüfung durch die "Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A." führte. Dabei wurden allerdings nicht die Öle, sondern nur "die Nachvollziehbarkeit des Mengenflusses der Ware" untersucht. An diesem war anscheinend nichts auszusetzen.

Der Champagner Louis Roederer Cristal wird in Flaschen mit flachen Böden abgefüllt. Das soll auf den Zaren Alexander II. zurückgehen, der 1876 so sehr fürchtete, vergiftet zu werden, dass er eine Flasche aus klarem Kristallglas und mit flachem Boden, auf dem man Ablagerungen erkennen könnte, verlangte.

Laut Statistik erkranken Männer über 60 mit einem Cholesterinspiegel unter 200 mg/dl häufiger an Krebs als ihre Altersgenossen mit erhöhtem Cholesterinspiegel.

Laut einer Studie der University of California soll bei der Züchtung von makellos roten Tomaten das für ihren Wohlgeschmack zuständige Gen zerstört werden.

Die schwarzen Pünktchen in Pudding, Crème oder Eis, die oft als Beweis für den Einsatz hochwertiger Vanille betrachtet werden, sind in den meisten Fällen die bei der Herstellung von Vanilleextrakt angefallenen Fragmente von gemahlenen, extrahierten Vanilleschoten, die nach diesen Prozessen tatsächlich kaum noch Aroma haben. Die ursprünglichen, hocharomatischen Schoten sind zwar nach ihrer Fermentation dunkel gefärbt, werden aber nicht in Pulverform verwendet.

Der Zuckergehalt von drei Gummibärchen entspricht einem Stück Würfelzucker.

Nach der EU-Richtlinie RL 70/524/EWG und RL 87/153/EWG dürfen die Süßstoffe Saccharin (Benzoesäuresulfimid, E 954) und Neohesperidin-Dihydrochalcon (E 959) dem Futter von Ferkeln nur bis zum vierten Lebensmonat zugesetzt werden. Kälberfutter darf überhaupt nur mit Neohesperidin DC gesüßt werden. Die Süßstoffe sollen den Jungtieren den Übergang von der Muttermilch zum oft widerlich schmeckendem Futter erleichtern. Für die Mast sind keine künstlichen Süßstoffe als Futterzusatzmittel zugelassen.

Der Riese von Aspern ist eine alte Radieschensorte, deren Knolle im Schnitt einen Durchmesser von vier bis 4,5 cm erreicht, aber auch bis zu 6 cm sind möglich. Seit etwa hundert Jahren gezüchtet, wurde der "Riese von Aspern" 1939/40 in die Reichssortenliste und Anfang der 1950-er Jahre in die österreichische Sortenliste sowie 2009 in die "Arche des Geschmacks" von Slow Food aufgenommen.

In der "Süddeutschen Zeitung" vom 14. Juli 2012 sagte Wolfram Siebeck in einem Gespräch mit Claudia Tieschky auf die Frage, ob Essen glücklich mache: "Es setzt zweifellos Glückshormone frei. Aber die Begeisterung für das Kochen, für Köche, diese ganze Kochbuchschwemme – das ist vollkommen unverständlich. Ich glaub’ das einfach nicht, dass die Menschen, die alle diese Kochbücher kaufen, überhaupt irgendwas vom Essen verstehen. (...) Glauben Sie, dass die Millionen, die im Fernsehen Kochshows sehen, dass die davon profitieren? Das ist doch einfach das falsche Medium dafür."

In demselben Gespräch erwiderte Siebeck auf die Frage, ob die Weinkennerei ein großer Schwindel sei: "Zu achtzig Prozent, ja. Nichts ist leichter, als mit Wein anzugeben. Ich hätte in meinem Leben als Journalist auf Einladung die teuersten Weine der Welt probieren können, Mouton-Rothschild, Chateau Cheval Blanc, alles. Das sind Weine für Leute, die Privatjets haben, so teuer sind die. Aber ich bin da nie hingegangen. Ich mag die Leute nicht, diese Angeber, die immer dabei sind."

Eine Leser-Umfrage der von der Migros herausgegebenen Zeitschrift "Saisonküche" mit der Fragestellung "Essen Sie lieber Bratwurst oder Cervelat?" ergab im Juli 2012 ein Verhältnis von 64 zu 36 Prozent für die Bratwurst.

Als bekannt wurde, dass René Redzepi während der Olympischen Spiele in London ein Pop-up-Restaurant im "Claridge’s" bekochen wird, gingen binnen kurzer Zeit 40.000 Reservierungsanfragen in dem Hotel ein. Offenbar hören nicht viele britische Gourmets auf den Restaurantkritiker der "Times", Giles Coren, der zur Platzierung von Redzepi als Nummer Eins der "World’s 50 Best Restaurants"-Liste twitterte: "Na bravo! Eine Schande, dass der mäusegesichtige René Redzepi wieder mit seinem trostlosen nordisch-kalten Food-Bordell noma gewonnen hat. Er soll sich seine hochgezüchteten Garnelen in den Arsch stecken!"