Der 1967 in Zell am Ziller geborene und in Matrei im Osttirol lebende und arbeitende Künstler Peter Raneburger betreibt mit seinen Porträts von Serien- und Mehrfachmördern eine spezielle Form seelischer Inspektion. Eine Auswahl davon präsentiert nun die MAP Kellergalerie in Schruns unter dem Titel "Deep in the Ground". Wobei der Titel der Ausstellung zweideutig ist. Neben dem Abgründigen der menschlichen Psyche spiele er damit auch auf die Räumlichkeiten der Galerie an, denn diese befänden sich im Kellergeschoß eines Bauwerks aus den 1950er Jahren und vermittelten durch ihre geringe Raumhöhe zusätzlich Enge und Beklemmtheit, so der Künstler.
An diesem Zyklus der Serienmörder arbeitet der Osttiroler seit vielen Jahren. Die Vorlagen dazu beziehe er aus Zeitungen und Zeitschriften sowie aus dem Internet, lässt er wissen. Im Web gebe es einschlägige Foren, die Serienmörder alphabetisch auflisten würden, inklusive Lebensläufen, Tatbeschreibungen und Fotos. Allein schon in der Online-Enzyklopädie Wikipedia sind über 600 Serienmörder:innen aufgeführt, schön geordnet nach Männern, Frauen und Gruppen. Auf solchen Plattformen hole er sich die Grundinformationen, dann recherchiere er weiter, so Raneburger. Als Vorlagen bevorzugt er Frontalfotos, auf denen der Blick dem Betrachter zugewandt ist. Etwa Polizeifotos. Die zumeist mit Öl auf Holzplatten gemalten Porträts tragen den Titel "In the neighborhood“, denn keinem Mörder sehe man es an, dass er ein Killer ist. So könnte auch der liebe Nachbar ein Täter sein. "Niemand kann in die gedanklichen Untiefen seines Gegenüber eintauchen – wir sind sogar unserem eigenen Unterbewusstsein hilflos ausgeliefert,“ betont der Künstler. Die perfiden und grausame Taten der Porträtierten stünden für die unausgesprochenen Triebe und Gelüste unserer Spezies, so Ranburger. Wobei kein Tier in puncto Tötungslust mit dem Menschen verglichen werden könne.
Auf die Frage, warum er sich ständig mit so morbiden Themen auseinandersetze, antwortet der Osttiroler, dass er seit vierzig Jahren künstlerisch tätig sei und es ihm dabei immer um kontroversielle Themen wie etwa Religion, Psyche und seelische Tiefen gehe. Es interessiere ihn, wie sich der Mensch verhält: im Privaten, in der Öffentlichkeit, im Wirtshaus, im Beruf, beim Spiel, beim Sport, die vielen Rollen, die der Mensch in unterschiedlichen Situationen spiele. Gerade das kleinbürgerliche Osttirol, wo 95 Prozent der Bevölkerung katholisch seien und über 70 Prozent ÖVP wählten, liefere ihm ein braches Feld von abgründig-illustren, in der Tradition verhafteten Verhaltensweisen. Dabei wolle er nicht mit dem Zeigefinger auf die Leute zeigen, sondern ihnen lediglich den Spiegel vorhalten und zu Diskussionen anregen.
Serienmörder sind aber natürlich eine andere Kategorie. Sie sind eine Ausgeburt des Horrors und des Grauens. In der MAP Kellergalerie hängen die Mördergemälde in drei Räumen von der Decke. Man kann sie nur jeweils von der Türe aus betrachten, denn die Zugänge in die Räume hinein sind versperrt.
Raneburger will den Galerienbesucher aber nicht nur mit Mordgeschichten belasten, daher präsentiert er im vierten und größten Raum seine "Hoffnungsträger“ in Form einer Doppelreihe von malerisch ins Bild gesetzten Föten. Wobei es sich nicht vermeiden lässt, dass auch diese visualisierten Ungeborenen schauerliche oder dystopische Empfindungen evozieren.
Die Eröffnungsrede am 24. April wird übrigens das 1957 in Bludenz geborene Enfant terrible unter Vorarlbergs Künstlern, Paul Renner, halten, mit dem Raneburger befreundet ist und mit dem zusammen er auch Mitglied des berühmt-berüchtigten „The Hell Fire Touring Club“ ist, der auf das von Medlar Lucan und Durian Gray geführte „Decadent Restaurant“ in Edingburgh zurückzuführen ist. In diesem wurden dekadente und zumeist verbotene Gerichten serviert, bis es im Zuge einer Polizeirazzia dicht gemacht wurde.
Peter Raneburger: „Deep in the ground“
MAP Kellergalerie, Schruns
25.4.-25.6.2025
Eröffnung: 24.4., 19.00 Uhr (es spricht Paul Renner)
Fr,Sa,So 17-19
www.map-kellergalerie.at
A 6780 Schruns