Mit fremden Federn

Vögel gehören zu den auffälligsten Lebewesen auf der Erde. Viele der rund 10"000 Arten machen mit ihren Gesängen und ihrem farbigen Federkleid äusserst erfolgreich Werbung in eigener Sache. Die Menschen waren und sind fasziniert von den scheinbar schwerelosen Wesen zwischen Himmel und Erde. Ebenso alt wie vielfältig ist daher die Rolle der Vögel in verschiedenen Kulturen.

Verhaltensweisen, wie die tödliche Präzision, mit der ein Greifvogel seine Beute schlägt oder die verschiedenen Balzrituale vom Pfauenrad bis zum Tanz der Paradiesvögel, waren besonders in der Antike die natürlichen Vorbilder für Vogeldarstellungen. Einzelne Vogelarten wurden vergöttert, andere als Vermittler zwischen Dies- und Jenseits betrachtet. Das Krähen des Hahnes und die Vogelgesänge strukturierten den Tagesablauf, der Vogelzug kündete den Frühling oder den Winter an. Es ist daher kaum erstaunlich, dass die Museen dieser Welt eine immense Fülle an Kunstwerken mit Vogelmotiven aufbewahren: Vögel als Gebrauchsgegenstände oder kostbares Geschmeide, mal realistisch und klar identifizierbar, mal stark stilisiert dargestellt und nur vom geschulten Auge als geflügelte Wesen erkennbar. Vögel in Stein graviert, aus Gold gehämmert, aus Ton modelliert, in Holz geschnitzt oder in Textilien eingewoben.

Welches Gedankengut und welche Symbolik verbergen sich hinter den formvollendeten Kunstwerken? Diese und andere Fragen versucht die Ausstellung "Mit fremden Federn" zu ergründen. Gezeigt werden rund 130 Exponate der archäologischen Sammlung Ebnöther, darunter antike Schmuckstücke, Skulpturen, Vasen und Waffen aus Süd- und Mittelamerika sowie dem vorderen Orient, Italien und Griechenland. Nicht minder farbenprächtig und sehenswert präsentieren sich die natürlichen Vorbilder: etwa 50 Präparate aus der Sammlung Carl Stemmler. Dieser archäologisch-ornithologische Dialog verdeutlicht nicht nur die universelle Sprache der Vögel, sondern auch den immensen kulturellen und ästhetischen Wert der Biodiversität.

Katalog zur Ausstellung: "Mit fremden Federn - Antike Vogeldarstellungen und ihre Symbolik", herausgegeben von Werner Rutishauser mit Textbeiträgen von H. Bernier, H. King, M. Kirk, V. Rodens, Chr. Russenberger, Chr. Uehlinger, U. Weibel und A. Yépez. Hirmer Verlag, München, 220 Seiten, 175 Abbildungen, CHF 58.00 im Museumsshop

Mit fremden Federn
Antike Vogeldarstellungen und ihre Symbolik
28. März bis 24. Oktober 2010