Das Kunstmuseum Luzern präsentiert erstmals eine umfassende Retrospektive zum Schaffen von Vivian Suter. Gezeigt werden Arbeiten von den Anfängen in den 1970er-Jahren bis heute.
Vivian Suters Atelier ist seit bald 40 Jahren die Natur. Ihre bemalten Leinwände hängt sie zum Trocknen und zur Lagerung unter den dichten Blätterdach des Urwalds auf. Laub und Erde lagern sich darauf ab, hinterlassen Spuren, ihre drei Hunde spazieren über die Malereien, als gäbe es keinen Unterschied zwischen Suters Bildern und dem belebten Waldboden. Vivian Suter malt nicht "die" Natur, sondern "mit" der Natur. Die Natur wird zur Komplizin des schöpferischen Akts und bekommt eine Stimme, die das Werk in seiner Gestaltung beeinflusst. Auslöser dieser Entwicklung sind die zwei Tropenstürme Stan im Jahr 2005 und Agatha 2010, die einige Leinwände zerstören, andere verwittern lassen. Die Künstlerin beginnt, den Verwitterungsprozess in ihre Arbeit miteinzubeziehen. Diesen konzeptuellen Ansatz verbindet die Künstlerin mit der Übersetzung ihres subjektiven Empfindens in Farbe.
Gezeigt werden frühe Zeichnungen, malerische Wandreliefs der 1980er-Jahre und die jüngsten, luftigen Installationen aus bunten, gestisch frei bemalten Leinwänden. Kombiniert werden die Arbeiten Vivian Suters mit Collagen ihrer Mutter, Elisabeth Wild, mit der sie bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr in Guatemala lebt. Ausserdem vermittelt der Film von Rosalind Nashashibi Vivian Suters Lebenswelt.
Vivian Suter ist 1949 in Buenos Aires geboren und lebt ab 1962 mit ihrer Familie in Basel. Dort besucht sie die Kunstgewerbeschule und wird Teil der jungen Kunstszene. Ihre künstlerischen Recherchen, die sie auf Reisen macht, präsentiert sie erstmals in der Galerie Stampa in Basel. Ihre Ausstellung in der Kunsthalle Basel im Jahr 1981 und die Präsentation ihres Werks im Kunstmuseum Thurgau – Kartause Ittingen, 1983 treffen auf grosse Resonanz. Danach wird es ruhig um die Exil-Schweizerin, die nach Guatemala auswandert und von der Kunstwelt lange unbemerkt ihrer künstlerischen Arbeit nachgeht. Seit Vivian Suters Teilnahme an der "documenta 14" in Kassel im Jahr 2017 ist sie zurück auf dem Kunstparkett. Zahlreiche Ausstellungen in renommierten internationalen Häusern, zuletzt 2021 im Museo Reina Sofía in Madrid, zeugen vom ungebrochenen Interesse an Vivian Suters Kunst und deren Aktualität.
Die Künstlerin wurde mit dem diesjährigen "Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim" des Bundesamtes für Kultur geehrt.
Vivian Suter. Retrospektive
6. November 2021 bis 13. Februar 2022
Kuratorin: Fanni Fetzer