Mission: Postmodern

Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt feierte seine Eröffnung im Jahr 1984 mit einer Ausstellung über den Gründungsdirektor Heinrich Klotz und die Architektur der Postmoderne. Die bisher unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen von Heinrich Klotz sind der Anlass, zum 30-jährigen DAM-Jubiläum auf die turbulenten Jahre der Gründung zurückzublicken.

In seinen Tonbanddiktaten schildert Klotz, wie er aus dem Nichts heraus eine der heute renommiertesten Museumssammlungen aufbaut und dabei mit den wichtigsten Architekten der Gegenwart in engem Austausch steht: Frank Gehry, Hans Hollein, Rem Koolhaas, Richard Meier, Aldo Rossi, Denise Scott Brown, Robert Venturi und viele andere mehr. Zugleich erschließen die Aufzeichnungen eine Insider-Perspektive auf die Entstehung des Frankfurter Museumsufers. Das Deutsche Architekturmuseum wurde am 1. Juni 1984 als erstes neues Museum am Museumsufer eingeweiht. Klotz musste etliche Kämpfe um seinen Platz in der neuen Museumslandschaft ausfechten, zu denen sein Tagebuch wertvolle Informationen liefert.

Im Zentrum der Ausstellung steht die "Wunderkammer" mit den wichtigsten Werken, die Heinrich Klotz zwischen 1979 und 1989 erworben hat. Darunter Objekte, die man nicht mit der Sammlung eines Architekturmuseums in Verbindung bringen würde, wie ein Ölgemälde von Martin Kippenberger oder eine Collage von Christo. Durch die Tagebuchaufzeichnungen von Heinrich Klotz ist es erstmals möglich, die Geschichte "hinter den Objekten" zu erzählen. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählt ein Portal mit 6 x 6 Metern Größe, das Klotz aus der einflussreichsten Architekturausstellung der vergangenen Jahrzehnte retten konnte: Es war teil der "Strada Novissima" auf der ersten Architekturbiennale, die 1980 in Venedig stattfand (Entwurf des Portals: Thomas Gordon Smith, USA).

Aber nicht nur einzelne Objekte, sondern auch ihre Inszenierung im Wandel der Zeit wird Gegenstand der Ausstellung sein. So wird es u.a. eine charakteristische „Koje“ der Eröffnungs-Ausstellung "Die Revision der Moderne – Postmoderne Architektur 1960–1980" geben. Die Ausstellung war so umstritten wie die Architektur der Postmoderne selbst. Dass die Postmoderne nicht nur ein anderer Baustil war, sondern eine veränderte Haltung vieler Architekten beschreibt, brachte Klotz auf die Formel: "Die nackten Kästen der modernen Zweckarchitektur fordern als Antwort Formphantasie und Formklischee heraus".

Die postmoderne Architektur hat Frankfurt so stark geprägt, wie keine andere Stadt in Deutschland: Schirn-Kunsthalle, Messeturm, die Bebauung der Saalgasse und das Museum für Moderne Kunst sind nur einige Beispiele aus dieser Zeit. Doch die postmoderne Architektur wurde auch angefeindet. Aus heutiger Sicht hat sich die von Heinrich Klotz geforderte pluralistische Grundhaltung durchgesetzt: Ironie, Pop-Motive und historische Zitate sind in der Architektur längst akzeptiert.

Geboren 1935, kommt Heinrich Klotz als junger Gastprofessor in Yale in den Jahren 1969/1970 erstmals mit der Architektur der Postmoderne in Berührung. Seit 1972 lehrt er als Professor an der Universität Marburg. Ab 1979 leitet er das Deutsche Architekturmuseum. Der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers erhält den Auftrag das DAM in einer 1912 errichteten Villa unterzubringen. Der Umbau zum weltweit ersten Architekturmuseum mit einer programmatisch-markanten Architektur stößt international auf starke Resonanz. 1989 wechselt Klotz nach Karlsruhe, wo er das ZKM und die Hochschule für Gestaltung aufbaut. Am 1.6.1999 verstirbt Klotz in Karlsruhe.


Mission: Postmodern
Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM
10. Mai bis 19. Oktober 2014