Miriam Cahn. Das genaue Hinschauen

Pünktlich zu Ihrem siebzigsten Geburtstag im Sommer 2019 zeigt Miriam Cahn im Kunsthaus Bregenz ihre erste große institutionelle Einzelausstellung in Österreich. Die Bilder der mehrfachen documenta-Teilnehmerin sind ebenso bedrückend wie einnehmend.

In Pastell oder Kohle zeigt sie Figuren oft formatfüllend in leeren, kaum definierten Umräumen. Die Gesichter sind schattenhaft reduziert, Augen und Münder nur Schemen. Die Körper, meist nackt, wirken verloren und geisterhaft, als würden sie von einem fluoreszierenden Licht erhellt. Selten agieren sie, dann mit verstörend vereinfachten, manchmal auch heftigen Gesten. Einsamkeit, Sexualität, Liebe, Gewalt oder Zerstörung sind die Themen.

Die Schweizer Künstlerin ist von der Performancekunst der 1970er Jahre, der feministischen Kunst und der Friedensbewegung geprägt. Ihre Figuren dienen der stummen Identifikation, der Anteilnahme, dem Aufruf. Zuweilen zeigt sie die Berglandschaft des Oberengadins in schroffen Horizonten, übermächtig und erhaben. Und doch nehmen sich ihre Linien wie Stellvertreter des Menschlichen aus.

Miriam Cahn, geboren 1949 in Basel, Schweiz, studierte Grafik an der Kunstgewerbeschule, heute Schule für Gestaltung, in Basel. Bereits 1982 ist Cahn zur documenta 7, Kassel, eingeladen, zieht ihre Arbeit aber aufgrund eines kuratorischen Eingriffs wieder zurück. Seither wird ihr Werk europaweit und international bei zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, darunter: Kunsthalle Basel (1983), Museum of Modern Art, New York (1984), Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (1992), Kunsthaus Zürich (1993), Irish Museum of Modern Art, Dublin (1994), Kunsthalle Wien (1997), Fundación La Caixa, Madrid (2003), Neue Nationalgalerie, Berlin (2004), Le Plateau, Paris (2012), Museum Tinguely, Basel (2017), und 2019 Kunstmuseum Bern, Reina Sofia, Madrid, Haus der Kunst, München sowie Nationalgalerie für Moderne Kunst, Warschau. Sie war auf der documenta 14, Kassel (2017) und der 21. Biennale of Sydney (2018) vertreten. Cahn ist Preisträgerin des Käthe-Kollwitz-Preises (1998) und des Prix Meret Oppenheim (2005). Sie lebt und arbeitet in Stampa, Graubünden, Schweiz.

Miriam Cahn. Das genaue Hinschauen
13. April bis 30. Juni 2019
Eröffnung: Fr 12. April 19, 19 Uhr