27. November 2019 - 7:05 / Rosemarie Schmitt / Musikuß

Die CD, die ich Ihnen heute ans Herz lege, ist ein Gedicht! Genau genommen sind es der Gedichte viele. Sei es nun des Dichters Liebe, oder die des Komponisten – Liebe vermag das Herz zu füllen. Mindestens jedoch einmal in jedermanns Leben so zu füllen, dass es zerbricht. Dieses Gefühl in Worte zu fassen, ist des Dichters Kunst. Es in Musik auszudrücken ist unfassbar schwierig. Doch wenn es gelingt, dann ist es wundervoller als jedes gesprochene Wort.

Es war einmal ein junger Mann, der sich nicht zu entscheiden vermochte. Wollte er nun lieber Dichter werden oder Komponist? Liebte er die Lyrik oder die Musik? Beides! Sollte es nicht möglich sein, beides zu vereinen? Wenn ich Ihnen nun sage, dass es sich bei jenem jungen Mann um Robert Schumann handelt, so kennen Sie die Antwort. Robert Schumann wurde zum Tondichter par excellence. Vermutlich denken Sie unvermittelt an Schumanns Dichterliebe. Zurecht. Und eben dieses Werk steht im Zentrum des Albums „Poetica“.

Schumann vertonte mehr als 40 Gedichte von Heinrich Heine. „Dichterliebe“, diesen Titel wählte der Komponist selbst, basiert ausschließlich auf Heine-Texten. Der Zyklus entstand 1840 (Schumann war 30 Jahre alt). Aus einer Sammlung von 65 Gedichten, dem Lyrischen Intermezzo, wählte der Komponist 16 aus, sie zu vertonen.

Schumann war zu diesem Zeitpunkt übrigens im gleichen Alter wie Heinrich Heine, als die beiden sich das erste und einzige Mal trafen. Es war im Jahre 1828 in München und Schumann ein 18-jähriger Student. Doch wollte es zu keiner tiefen Freundschaft zwischen den beiden kommen. Es heisst, dabei habe eine Rolle gespielt, dass Heine sich abfällig über Schumanns Freund Mendelssohn geäußert haben soll. Ob sie es nun wollten oder nicht – es verband die beiden Vieles. Wissen Sie, dass beide gar im gleichen Jahr starben? Heine als 58jähriger in Paris und Schumann 46jährig in Endenich.

Doch zurück zur Dichterliebe. Sicherlich kennen Sie die legendären Einspielungen dieses Zyklus mit der Stimmen von Dietrich-Fischer Dieskau oder Fritz Wunderlich. Die Dichterliebe nimmt bis heute einen prominenten Platz im deutschen Liedrepertoire ein.
Es sind wundervolle, herzberührende Worte. Doch sind es nur die Worte, die unser Herz berühren und uns verstehen lassen? Kann man das gesungene Wort tatsächlich durch ein Musikinstrument ersetzen? Ich bin der Meinung ja. Doch nicht jedes Instrument und nicht jeder Musiker sind dazu geeignet.

Keiner Worte bedarf es, wenn das Cello im Spiel ist. Und einer, der dieses Instrument zu Spielen weiss ist Claudio Bohórquez. Der Cellist spricht im Zusammenhang mit seinem Schumann-Album von einer cellistischen Lösung. Was für ein schöner und zutreffender Begriff!

Es soll Menschen geben, die behaupten, diese Musik sei altbacken, langweilig und nicht mehr zeitgemäß.

Ist das etwa altbacken, langweilig und unzeitgemäß? Haben Sie gehört, was er sagte?:
Wenn ich in deine Augen schaue, geht es mir gut. Was mich belastet und mich krankmacht, vergesse ich in dem Moment. Wenn du mich in den Arm nimmst und mich küsst, dann fühle ich mich sowas von gesund. Und dein „ich liebe dich“ lässt mich heulen vor Glück.
Heine formulierte es zu seiner Zeit so:

Wenn ich in deine Augen seh’,
so schwindet all’ mein Leid und Weh;
Doch, wenn ich küße deinen Mund, so werd’ ich ganz und gar gesund.
Wenn ich mich lehn’ an deine Brust, kommt’s über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: ich liebe dich! So muß ich weinen, bitterlich.

Am 1. November erschien das Album „Poetica“ mit der Dichterliebe bei Berlin Classics. An der Seite von Claudio Bohórquez ist sein langjähriger Klavierpartner Péter Nagy.
Bei diesen Liedern fehlen mir nicht die Worte!

Claudio Bohórquez/Péter Nagy – Poetica (Trailer)

Zwar steht Schumanns Dichterliebe im Focus von „Poetica“, doch nicht alleine da. Seien es die drei überzeugend herzlichen Romanzen, die wunder- und humorvollen ›Fünf Stücke im Volkston‹ oder die mir zuweilen zu wilden Märchenbilder.
Ich hör das Liedchen klingen. Sie auch?

Da fällt mir doch das Lied der „Frau Nachtigall“ aus Mahlers Knaben Wunderhorn ein. Nachtigall ick hör dir trapsen. Denn grad zur rechten Zeit, da ich dem einen oder der anderen eine Freude zu Weihnachten machen möchte, kommen Claudio Bohórquez und Peter Nagy mit „Poetica“ daher. Aber wer das altbacken findet, der bekommt halt nix.

Möchten Sie ein Exemplar von „Poetica“? Zum Verschenken oder Behalten? Dann beantworten Sie mir folgende Frage per Mail (w.rosemarie.schmitt@gmail.com) bis zum 6. Dezember 2019:
Mit wem war der Komponist Robert Schumann verheiratet?

Mit etwas Glück (das Los entscheidet) schicke ich Ihnen „Poetica“ rechtzeitig zum Weihnachtsfest zu.

Was für eine Freude!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt



  •  27. November 2019 /
Claudio Bohórquez und Péter Nagy, Foto Gregor Hohenberg
Claudio Bohórquez und Péter Nagy, Foto Gregor Hohenberg
Claudio Bohórquez, Foto Gina Gorny
Claudio Bohórquez, Foto Gina Gorny