Miele e amore

Erstmals in Österreich präsentiert das Wiener Künstlerhaus eine umfassende Personale des Malers Peter Atanasov. Die Ausstellung mit dem Titel "Miele e amore" zeigt Bilder aus der Schaffensperiode von 1977 bis 2007. Atanasovs zwischen Surrealismus, Phantastischem Realismus und Abstraktion changierender künstlerischer Weg führte zu einem eigenständigen und unverwechselbaren Formen- und Stilrepertoire, das er im Laufe der letzten Jahrzehnte verfeinerte und perfektionierte.

Peter Atanasov begann ursprünglich als Zeichner, stieß mit dieser Technik aber bald an die Grenzen seiner Ausdrucksmöglichkeiten. In diese Zeit fiel auch eine seine künstlerische Arbeit prägende Begegnung mit dem Kunsttheoretiker Clement Greenberg, einem Wegbereiter des abstrakten Expressionismus. Er machte den jungen Künstler mit seinen Thesen zur zeitgenössischen Kunst vertraut und inspirierte ihn dazu, verstärkt experimentell zu arbeiten.

Den Schritt zur reinen Abstraktion ging Atanasov nicht. Eine von ihm gemalte Hausmauer lässt sich sowohl als abstrakt gestaltete Fläche als auch als Abbild eines konkreten Gebäudes deuten. Die Gleichzeitigkeit von Fläche und Raumillusion, von offenen Pinselstrichen und geschlossenen Partien, diese scheinbare Widersprüchlichkeit in den verwendeten Techniken erschloss dem Maler sehr früh einen Stil, der rückblickend als "postmodern" bezeichnet wurde.

Fasziniert durch die räumliche Plastizität jenseits perspektivischer Gesetzmäßigkeiten in Giottos Arbeiten paraphrasierte er dessen Arbeiten bereits Ende der siebziger Jahre. In seinen großflächigen Kompositionen perfektionierte Atanasov die Idee der räumlichen Tiefe ohne Perspektive. Er collagierte religiöse und historische Zitate sowie alltags- und popkulturelle Versatzstücke wie Tennisschuhe und Spiderman, setzte sie dem freien Assoziieren aus und eröffnete auf diese Weise vielschichtige Raum- und Bedeutungsebenen.

Die Titel seiner Arbeiten lassen auf den Ort ihrer Entstehung schließen. Skizzen, die auf seinen Reisen nach Italien, Portugal oder in die USA entstanden, wurden malerisch aufgearbeitet. Es gibt eine Reihe von Motiven, die immer wieder in Atanasovs Arbeiten auftreten. Symbole aus Orient und Okzident, Europa, Afrika und Asien werden variiert und zu immer wieder neuen Botschaften verdichtet. Exotische Welten, Palmen, Muscheln, florale und surreale Formen sowie Elemente aus der antiken Architektur erschaffen neue Wirklichkeiten, die fesseln und sinnlich berühren.

Tradierte Symbole, mythisch aufgeladene Szenen und Allegorien setzen eine neue Welt ins Bild, die es immer aufs Neue zu erschließen gilt. Werke ohne menschliche Figuren, die zugunsten eines Traums von einem irdischen Paradies zurücktreten.

Leinwand und Pinsel blieb Peter Atanasov während seines gesamten Schaffens treu. Die malerische Tradition hat er – auch in der Ära von Fluxus und Happening – nie aufgegeben oder in Frage gestellt. Sein Oeuvre zeichnet sich aus durch wachsende Verfeinerung und Perfektionierung, durch den fortwährenden Dialog zwischen Fläche und Raum, in der Motive und Bildinhalte immer mehr an Bedeutung gewannen.

Auch im öffentlichen Raum in Wien ist die Malerei Atanasovs präsent. So gestaltete er zwei Keramikwände in der U3-Station Erdberg mit den Titeln "Stadteinwärts" und "Stadtauswärts" sowie die beiden Arbeiten "Katalina Angela ruhig" und "Katalina Angela bewegt" für einen Wohnblock in Alt-Erlaa.


Miele e amore
14. Dezember 07 bis 13. Januar 08