Häusler Contemporary präsentiert in Zürich eine Einzelausstellung von Michael Venezia, die neue Arbeiten aus der Werkkreihe der "Block Paintings" präsentiert sowie eine spezielle Gemäldegruppe des Künstlers aus dem Jahr 1967: Es sind Werke, in denen der Künstler erstmals die Spray-Technik einsetzte, womit er wesentlich zur Erneuerung der Malerei in der Zeit um 1970 beigetragen hat.
Fast majestätisch wirkt die Gruppe gleich grosser, hochformatiger Gemälde von Michael Venezia, die Häusler Contemporary in Zürich präsentiert. Die Bilder sind in mehrere, senkrechte Farbbahnen geteilt, in erdigen Tönen gehalten und weisen in der Farbgebung verschiedene Texturen auf – kompakt, flächig lasierend oder wolkig.
Die Werke, die mehrheitlich im Jahre 1967 entstanden sind, werden erstmals in dieser Kombination gemeinsam präsentiert und markieren einen entscheidenden Punkt in Venezias künstlerischer Entwicklung: Als einer der ersten Künstler überhaupt, beginnt er in dieser Serie, die Farbsprühpistole als malerisches Mittel einzusetzen. Damit, und mit der "Beschränkung" auf ein einheitliches Bildformat, setzt Venezia dem künstlerischen Gestaltungswillen bewusst Grenzen. Gleichzeitig entdeckt er neue Freiräume, indem er an mehreren Leinwänden parallel arbeitet und seinen Bildkomposition weder mathematische noch strukturelle Kriterien zugrunde legt. Mit diesem Ansatz, der in den berühmten "Spray Paintings" der 1970er-Jahre resultierte und auch für die bis heute entstehenden "Block Paintings" gilt, hat Michael Venezia damals wesentlich zur Erneuerung der Malerei beigetragen. Nach dem Ende des Abstrakten Expressionismus, der mit seiner Überhöhung der Künstlerfigur mittlerweile verpönt war, befand sich diese traditionelle Gattung in einer Krise. Die meisten Vertreter von Minimal und Concept Art wie etwa Dan Flavin oder Sol LeWitt, mit denen Venezia eng befreundet war, favorisierten Skulptur und Installation. Michael Venezia aber hat sich von Beginn an leidenschaftlich zur Malerei bekannt. Mittels der Farbsprühpistole und vor dem Hintergrund der minimalistischen Konzepte fand er eine Möglichkeit, den Abstrakten Expressionismus hinter sich zu lassen und gleichzeitig seine Errungenschaften weiterzuentwickeln.
Ergänzend zu den hochformatigen Leinwänden präsentiert Häusler Contemporary aktuelle "Block Paintings", die er seit den 1980ern weiterentwickelt: Die bisher zu "Dreiklängen" komponierten Vierkanthölzer waren an der Frontseite zunächst unifarben bemalt und später mit unterschiedlichen, meist horizontalen Pinselgesten dynamisiert. Nun sind sie Träger von fast schriftähnlichen Farbschwüngen. Mit der bewussten Wiedereinführung einer – wenn auch abstrahierten – Gestik, die tatsächlich ein Farb-Dripping direkt aus der Tube ist, erweist Venezia der Geschichte der Malerei eine deutliche Referenz. Er bekräftigt damit auch seine Haltung, wonach jede künstlerische Reaktion und Gegenreaktion stets im Bezug zur Historie der Kunst steht. Im repetitiven Momentum und dem Verhältnis von Konzept und Zufall in den neuen Werken zeigt sich wiederum auch einen Anknüpfungspunkt zu seinen frühen Spray-Bildern.
Die Ausstellung verdeutlicht so, wie Venezia innerhalb seiner Malerei konsequent Pole auslotet – jene von Konzept und Zufall, von Bild und Objekt, von Tradition und Innovation – und wie er dafür immer wieder neue und überraschende Ausdrucksformen findet.
Michael Venezia (geboren 1935), der heute in Brooklyn, US und Trevi, IT lebt, hatte schon früh Ausstellungsbeteiligungen in bedeutenden Institutionen wie etwa dem Museum of Modern Art, New York (1971) oder dem Whitney Museum of Art, New York (1977). Oft wurde er mit wichtigen Künstlern der 1960er präsentiert, z.B. mit Dan Flavin, Fred Sandback, Donald Judd oder Bruce Nauman. Zu seinen wichtigsten Einzelausstellungen gehören jene im Kunstmuseum Winterthur (1996), im Westfälischen Kunstverein Münster (1997), im Josef Albers Museum Bottrop (2009) und im Kunstverein Heilbronn (2016). Seine Werke sind Teil von diversen renommierten Sammlungen, unter anderem des Museum of Modern Art, New York, der National Gallery of Canada, Ottawa, des Solomon R. Guggenheim Museum, New York, der Sammlung Mondstudio, Köln, der Staatlichen Graphischen Sammlung München, des Kunstmuseums Winterthur, des Kunsthaus Zürich und des Kunstmuseums Basel.
Michael Venezia "The Future covers the Past"
Eröffnung: Donnerstag, 1. September 2022, 17 Uhr
im Rahmen der Saisoneröffnung der Zürcher Galerien
Dauer: bis 28. Oktober 2022