Michael Kunze - Die Halkyonischen Tage

Michael Kunzes (*1961 in München) Malereien stecken voller literarischer, philosophischer, kunst- und architekturhistorischer Reflexionen. Er überführt diese in rätselhafte, irrational anmutende Szenerien, architektonische Konstrukte oder utopische Landschaften. Die Ausstellung "Die Halkyonischen Tage" präsentiert Arbeiten aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens, das sich wie ein endloser Kommentar zu Arnold Böcklins "Toteninsel" lesen lässt: Von hier aus spaltet sich, so Kunze, die Moderne in einen offiziellen, geradlinigen und einen nicht-offiziellen, verschlungenen Pfad auf.

Für ersteren Weg stehen Paul Cézanne, der Impressionismus und die darauf folgende Avantgarde, die bis ins späte 20. Jahrhundert unser Verständnis der modernen Kunst prägt. Die "andere Moderne" hingegen geht einen weniger fortschrittsgerichteten, stattdessen labyrinthischen und oftmals düster und mythisch erscheinenden Weg. Hier folgten auf Böcklin De Chirico, der frühe Surrealismus, dann im späteren 20. Jhd. Filmschaffende wie L. Bunuel, P.P.Pasolini, A. Tarkowski, bis hin zu Lars von Triers "Antichrist". In der Bildenden Kunst fungierten auf dieser Seite Einzelgestalten wie Balthus, Francis Bacon oder Anselm Kiefer.

Kunze versucht Zusammenhänge herzustellen, die heute fast in Verges­sen­heit geraten sind. Ein zentrales Motiv hierfür sind die "Halkyonischen Tage": Der von Kopfweh geplagte Friedrich Nietzsche verwendete diese Metapher in Zeiten der Besserung seines Leidens. Gemeint ist damit eine kurze Phase zur Wintersonnenwende, an denen es an den Küsten des Mittelmeers kalt und windstill ist. Halkyon ist der Eisvogel, der in diesen Tagen seine Brutzeit hat.

Immer wieder malt Michael Kunze architektonische Kompositionen unter einem bewölktem Himmel, die in theatralisch inszeniertes, mediterranes Licht getaucht sind. Dominierend sind die vielschichtigen Kontraste auf inhaltlicher und formaler Ebene. Fragmente moderner und vormoderner Baukunst treffen aufeinander. So schlägt Kunze etwa eine Brücke zwischen Mies van der Rohe und der totalitären Architektur des 20. Jahrhunderts oder zwischen Frank Lloyd Wrights "Waterfalls-Villa" und der antiken "Villa d"Este" in Tivoli.

Die Halkyonischen Tage
6. April bis 30. Juni 2013