"Metropolis" - Das teuerste Plakat der Welt

Unter den 12 Millionen Objekten in den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek befinden sich zahlreiche Schätze von beträchtlichem Wert - doch kaum jemand denkt dabei an das Medium Plakat.

Das teuerste Plakat der Welt, das 1926 für den legendären Film "Metropolis" von Fritz Lang gestaltet wurde, ist ab 11. April als Leihgabe der Österreichischen Nationalbibliothek in einer Ausstellung in Wien zu sehen.

Von diesem Plakat im Format 210 x 95 Zentimeter sind weltweit nur vier Exemplare bekannt. Eines befindet sich seit der Zwischenkriegszeit als Geschenk der UFA (Universum Film AG) im Museum of Modern Art (MoMA) in New York, eines soll sich im Besitz von Leonardo DiCaprio befinden und ein Exemplar wurde 2012 vom amerikanischen Filmplakatsammler Ralph DeLuca bei einer Auktion um 1,2 Millionen Dollar (zusammen mit anderen Film-Memorabilia) ersteigert. Weltweit wurde noch nie ein höherer Preis für ein Plakat erzielt. Ab dem 11. April ist das Plakat im Original in der Ausstellung "Eine neue Kunst - Experiment Expressionismus" der Heidi Horten Collection zu sehen.

Das Plakat interpretiert den expressionistischen Science-Fiction-Film des österreichischen Regisseurs Fritz Lang, bringt ihn auf eine Formel, ist die bildliche Entsprechung des Titels. Es reduziert die Essenz des Films auf ein einziges Sujet. Das Metropolis-Plakat zeigt den von der Figur des " Mad scientist" C. A. Rotwang konstruierten weiblichen Roboter als seelenlose Maschinenfrau, verkörpert von Brigitte Helm. Gestaltet wurde diese Ikone der Plakatkunst von Heinz Schulz-Neudamm (1899-1969), der in jenen Jahren für eine Reihe von UFA-Filmplakaten verantwortlich zeichnete. Sein Entwurf war revolutionär: Während Filmplakate damals in der Regel farbenfroh gestaltet waren, visualisierte Schulz-Neudamm seine Visualisierung reduziert monochrom in Sepiatönen und zeigte die futuristische Hochhauslandschaft extrem stilisiert. Seine Typografie mit den wie in Stein gemeißelten Buchstaben war stilprägend und wurde oft wiederverwendet, so zum Beispiel auf dem Cover von Freddy Mercurys Single "Love Kills" von 1984.

Bei diesem Objekt, das sich seit den 1930er Jahren in der Bildarchiv- und Graphiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek befindet, handelt es sich um ein Berliner Litfaßsäulenplakat, ein sogenanntes "Plakat vor der Schrift" mit dem Filmtitel als einziger Information. Erst in einem zweiten Druckvorgang wurden die üblichen Credits (wie z.B. Besetzung, Regie, Produktion etc.) mittels Buchdruck ergänzt.

Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt die zweitgrößte Plakatsammlung Österreichs. Sie reicht von 1900 bis in die Gegenwart und umfasst rund 90.000 Plakate, die auf der Website der Österreichischen Nationalbibliothek recherchiert werden können.
Zur Sammlung gehören auch rund 3.000 Filmplakate aus der Zeit von 1920 bis 1960, die der Begründer der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Joseph Gregor, ab 1929 zusammengetragen hat.

"Metropolis", der Film über eine dystopische Stadt der Zukunft, war wegweisend für das Genre und prägte die Ästhetik von Filmen wie Star Wars und zählt heute zum UNESCO- Welterbe.

Die Universum Film AG, die bedeutendste Filmproduktionsgesellschaft der Weimarer Republik (1918-1933), begleitete ihre Filmstarts stets mit aufwändigen Werbekampagnen. Auf Litfaßsäulen, Plakatwänden, in U- und S-Bahnen wurde oft schon Wochen vor der Premiere für die Filme geworben - ein konstitutiver Teil der Erfolgsgeschichte dieser europäischen Traumfabrik. Für die beiden deutschsprachigen Filmmetropolen Wien und Berlin ließ die UFA exklusive Premierenplakate drucken. Die Premieren - beide übrigens wenig erfolgreich - fanden am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo und am 7. Februar 1927 in Wien als Festveranstaltung in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Michael Hainisch im Löwen-Kino im dritten Bezirk statt.