Mein lieber Pilpel!

9. März 2011 Rosemarie Schmitt
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Kennen Sie das Pilpel-Projekt? Es hat mit dem Rilke-Projekt nur soviel gemeinsam, daß es im umgangsprachlichen Sinne "ein Gedicht" ist. Mit dem Begriff Pilpel wußte ich zunächst nichts anzufangen. Sagt man nicht "Du Pilpel du!", oder etwas höflicher vielleicht "Sie Pilpel, Sie!" möglicherweise auch "zum Pilpel nochmal!", oder gar "Mein lieber Pilpel!". Heißt es nun der, die oder das Pilpel? Alles Unsinn, denn bei dem Pilpel-Projekt handelt es sich um ein Programm der Sängerin Dalia Faitelson mit dem Titel "Pilpel".

Sie ist das, was man eine Weltenbürgerin nennt. Als Tochter eines israelischen Vaters und einer bulgarischen Mutter wuchs sie in der Negev-Wüste auf. Später lebte sie für eine lange Zeit in den USA und entschied sich 1991 für eine "Niederlassung" in Kopenhagen. Im Jahre 2007 nahm Faitelson das "Pilpel-Projekt" in Angriff, das sich von den 10 Alben, die sie zuvor aufgenommen hatte, deutlich unterscheidet. War sie bisher eher im Jazz Zuhause, steht "Pilpel" nun für die weltmusikalische Seite in Dalias Leben. Erstmals nimmt sie ein Album in hebräischer Sprache auf. Es sei ein schönes Gefühl, in seiner Muttersprache zu schreiben, sagte sie. Weshalb, liebe Leser, sagt man Muttersprache und Vaterland? Sind denn den Frauen die Worte und den Männern die Länder zu eigen? Hat nicht auch die Frau das Recht sprachlos zu sein, wenn ich das mal so landläufig formulieren darf. Die Mutter spricht und der Vater bestimmt wo? Ich werde mir bei Gelegenheit mehr Gedanken über die Herkunft der Muttersprache und des Vaterlandes machen, heute möchte ich jedoch von der Musik der Dalia Faitelson sprechen.

Dieses neue Album des "Pilpel-Projektes" trägt sowohl den Titel "Burning Sensation", als auch Sie in eine Welt die nach Urlaub und Ferne duftet. Und weshalb nun "Pilpel"? Das hebräische Wort Pilpel bedeutet übersetzt Pfeffer und ist gleichermaßen ein Synonym für die Musik von Dalia Faitelson. Wenn Sie diese CD gehört haben, werden Sie erfahren haben, daß es durchaus nicht nur scharfen Pfeffer gibt. Schließlich gibt es auch den Paprika sowohl scharf als auch edelsüß. Und sowohl edel- als auch bittersüß sind die nichtscharfen Geschichten dieses Albums, die von Schmerz und Leidenschaft erzählen. Doch der erste Titel ist recht "zwielichtig". Er lautet "Dimdumin" und erinnert mich albernerweise an Loriots Jodelschule und das "Hollerie du dödel du". Diese meine Albernheit ist hier sicher nicht angebracht, obwohl diese Musik trotz ihrer Ernsthaftigkeit wirklich Spaß macht.

Faitelson und ihre Musiker beweisen, daß die Musik selbst jene Sprachen verstehen läßt, die wir uns bisher noch nicht in einem Volkshochschulkurs aneigneten. Es sind Musiker wie der mehrmalige Akkordeon-Weltmeister Lelo Nika, der Bassist Thommy Anderson, der sowohl im Jazz als auch in der Klassik Zuhause ist, und Jarrod Cagwin, der Amerikaner, der sowas von oriantalisch "percussionieren" kann!

Für mich ist "Peregrina music" ein musikalisches Trüffelschwein, wenn es um solche außergewöhnlichen und herausragenden Einspielungen geht. Das Album "Burning Sensation", ein Teil des Pilpel-Projektes von Dalia Faitelson, ist Beweis genug, denn "Pegerina music" ist ein "Inakustik-Label".

Und ich glaube man sagt doch "Mein lieber Pilpel!"

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt