"Mehr Stars als Sterne am Himmel" - MGM - Metro-Goldwyn-Mayer

16. August 2010 Walter Gasperi
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Der brüllende Löwe von Metro-Goldwyn-Mayer ist das vielleicht bekannteste Logo aller amerikanischen Filmgesellschaften. Spezialität des 1924 gegründeten Studios waren familientaugliche Hochglanzfilme, die dunklen Seiten des Lebens wurden dagegen ausgespart. Zur Zeit sorgt das Studio vor allem durch seine finanziellen Probleme, die sich auf die Produktion des neuen Bond-Films und "Der kleine Hobbit" auswirken, für Gesprächsstoff.

Zum Löwen gehörte das Motto "Ars Artis Gratia" ("Kunst um der Kunst willen"). Gedacht war dabei freilich nicht an anspruchsvolle Arthouse-Filme als vielmehr an perfekte Unterhaltung. Deutlich wird das schon am Titel der drei Kompilationsfilme mit Ausschnitten aus den erfolgreichsten MGM-Produktionen: "That´s Entertainment" (1974) und "That´s Entertainment Part II" (1976), zu dem 18 Jahre später mit "That´s Entertainment III" (1994) noch ein weiteres Sequel kam.

1924 durch die Fusion von Metro Pictures Corporation, des Samuel Goldwyn Studios und der Louis B. Mayer Productions entstanden, erreichte MGM in den 30er und 40er Jahren die führende Stellung auf dem Filmmarkt. Ein Mittel, mit dem man dies erreichte, war die große Zahl an Stars, die bei MGM entsprechend dem Motto "Mehr Sterne als am Himmel" unter Vertrag standen: Greta Garbo, Jean Harlow, Elizabeth Taylor, Judy Garland, Clark Gable, Katharine Hepburn und Spencer Tracy sind nur einige davon, viele andere arbeiteten zumindest vorübergehend für dieses Studio. Dazu kamen Regisseure wie George Cukor, Victor Fleming, King Vidor oder Vincente Minnelli.

Zentral war auch die Strategie die dunklen Seiten des Lebens auszusparen, was auch im Faktum zum Ausdruck kommt, dass nur ein Film noir ("The Postman Always Rings Twice", Tay Garnett, 1946) von diesem Studio produziert wurde. Der Look der MGM-Filme wurde entscheidend vom Art Director Cedric Gibbson und Kostüm-Designer Gilbert Adrian geprägt und für die Kameramänner gab es die Devise jede Szene möglichst hell auszuleuchten, starke Kontraste zwischen Hell und Dunkel zu vermeiden.

Diese Ästhetik korrespondierte mit den Inhalten und den konservativen amerikanischen Grundwerten, die vertreten wurden. Musicals, in denen man in Glanz und Glamour schwelgen konnte, waren die Spezialität des Studios, dazu kamen Familienfilme wie "Lassie" (1943) oder Literaturverfilmungen wie "David Copperfield" (George Cukor, 1935) und "Anna Karenina" (Clarence Brown, 1936). Das weibliche Publikum, das damit vielfach ansprachen wurde, erreichte man auch mit den sophisticated Comedies mit Spencer Tracy und Katharine Hepburn ("The Woman of the Year", 1942; "Adam´s Rib", 1949).

Erweitert wurden die Möglichkeiten des perfekten Entertainments durch die Einführung des Tonfilms, bei dem MGM mit "The Wizard of Oz" (Victor Fleming, 1939) und "Gone With the Wind" (Victor Fleming, 1939), aber auch mit dem Musical "Meet Me in St. Louis" (Vincente Minnelli, 1944) gleich Maßstäbe setzte. Hits im Bereich des Musicals gelangen nicht zuletzt aufgrund einer überwältigenden Farbdramaturgie auch in den 50er Jahren. "An American in Paris" (Vincente Minnelli, 1951), "Singin" in the Rain" (Stanley Donen/Gene Kelly, 1952) oder "Gigi" (Vincente Minnelli, 1958) sind hier als herausragende Produktionen zu nennen.

Große Erfolge landete man auch mit dem Remake der Stummfilmversion von "Ben Hur" (1959), der mit elf Oscars ausgezeichnet wurde, und David Leans "Doctor Zhivago" (1966). Die starken Verluste, die man in den 60er Jahren schrieb, da die zunehmend sterilen Studioproduktionen kein Publikum mehr fanden, konnte man damit aber nicht wettmachen.

1969 übernahm der Finanzier Kirk Kerkorian MGM, der eine Kostenreduzierung anstrebte, ehe er 2005 an ein von Sony geführtes Konsortium verkaufte. Weiterhin ist das Studio aber hoch verschuldet, weshalb die Produktion des 23. James-Bond-Films auf unbestimmte Zeit verschoben wurde und sich auch die Produktion von "Der kleine Hobbit" immer wieder verzögert.