Max Klinger rettet Liebende

Eine junge Frau, deren Liebe unerwidert bleibt, verwandelt sich in einen Felsen. Der von ihr Angebetete kann zur Strafe auf ewig nur noch sein eigenes Spiegelbild lieben. Und ein anderes Paar tötet sich vor lauter Leidenschaft gleich selbst. Die Jahrtausende alten Verwandlungsgeschichten (Metamorphosen) von Ovid enden für die Protagonisten meistens schlecht.

Nicht so in den graphischen Interpretationen des deutschen Künstlers Max Klinger (1857 - 1920). In seinen Arbeiten, die das Wallraf ab 23. Mai 2014 in einer eigenen Ausstellung zeigt, bewahrt er Ovids Liebende vor dem drohenden Schicksal. Das Leben geht für sie weiter, wenn auch in ungeahnt alltäglichen Bahnen.

Im Jahre 1879 schuf Max Klinger seinen aus 13 Blättern bestehenden graphischen Zyklus "Opus II - Rettungen Ovidischer Opfer". Der Künstler verarbeitet dabei die drei antiken Geschichten aus Ovids Metamorphosen über Pyramus & Thisbe, Narziss & Echo sowie Apoll & Daphne. Die Besonderheit seiner Arbeiten besteht darin, dass Klinger die zumeist tödlich endenden Erzählungen lebensbejahend und ironisch uminterpretiert, um seine Ovidischen Helden zu retten.

Die Ausstellung im Graphischen Kabinett des Wallraf zeigt bis zum 10. August 2014, wie diese Rettungen bildhaft vonstattengehen. Für die Umsetzung seiner Bildideen nutzte Klinger den Konturstich sowie das Flächendruckverfahren Aquatinta. Beide Verfahren bestärken nach Ansicht des Künstlers den "poetisierenden Charakter" seiner Arbeiten, indem sie auf ideale Weise die Phantasie des Betrachters anregen und vom Künstler beabsichtigte Assoziationen herbeiführen. Zudem werden Klingers Neuinterpretationen mit konfliktreichen Ovid-Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert konfrontiert, in denen es wahrhaft um Liebe und Tod geht.


Zu der 14. Ausstellung in der Reihe "Der un/gewisse Blick" erscheint auch diesmal ein Katalogheft mit Abbildungen der gezeigten Werke und mehreren Aufsätzen zum Thema. Es ist zum Preis von 10,- Euro im Cedon Museumsshop erhältlich.

Max Klinger: Opus II
Rettungen Ovidischer Opfer
23. Mai bis 10. August 2014