Matterhorn und andere Mythen

3. November 2011
08.04.2011 bis  06.11.2011
Bildteil

Aus Anlass seines 70. Geburtstages würdigt das Forum Würth Arlesheim das Schaffen des deutschen Künstlers Lambert Maria Wintersberger mit einer monografischen Ausstellung. Das Werk von Wintersberger gehört zu den künstlerischen Positionen, die sich in der schnellen Abfolge von Kunstströmungen seit den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts behaupten.

Das vielschichtige Werk des international bekannten und vielfach ausgezeichneten deutschen Malers und Bildhauers ist schlüssig entwickelt in der Auseinandersetzung mit Fragen nach Sinn und Inhalt der Kunst und steht in lebendiger Wechselwirkung mit den künstlerischen Tendenzen seiner Zeit. In einer Überblicksschau präsentiert das Forum Würth Arlesheim Werke des Künstlers aus allen Schaffensphasen.

Lambert Maria Wintersberger, 1941 in München geboren, studierte dort Dekorations-, Kirchen- und Glasmalerei sowie Mosaikbildnerei und setzte seine Ausbildung zu Beginn der 1960er Jahre an der Accademia delle Belle Arti in Florenz fort. Von 1964 bis 1968 war er als freischaffender Künstler in Berlin tätig, wo er die legendäre Galerie "Grossgörschen 35" mitbegründete.

Bis Mitte der 1970er Jahre wechselte der Maler mehrfach seinen Aufenthaltsort, 1974 bis 1977 führte ihn ein Lehrauftrag an die Düsseldorfer Kunstakademie. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Stuttgart siedelte er ins elsässische Walbourg über, wo er in einem stillgelegten Bahnhofsgebäude Wohnung und Atelier bezog. Der Künstler wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1969 mit dem Preis für Malerei auf der 6. Biennale de Paris. 1992 war er Preisträger des Centre Européen d’Actions Artistiques Contemporaines in Strassburg. In zahlreichen Einzelausstellungen stellte er sein Werk einem breiten Publikum in Deutschland, in der Schweiz und im weiteren europäischen und internationalen Ausland vor.

Wintersberger ist ein Farbmaler. Lichthaltigkeit und Intensität der verwendeten Buntfarben stehen am Beginn kompositorischer Überlegungen. In den Bildschöpfungen entfaltet sich auf dieser Grundlage ein Kosmos höchst individueller thematischer Assoziationen, die in der Figuration beheimatet sind. Zugleich ruft eine wirkmächtige Bildsprache die Ebene des Mythos als Form der Mitteilung, der Überlieferung von Menschheitserfahrung auf. Der Künstler erkundet Kultur, Mythologie und Landschaft zahlreicher Weltgegenden und verwandelt sie sich im Rahmen ausgedehnter Reisen und längerer Aufenthalte künstlerisch an. Der Maler setzt sich der fremden Kultur, ihrem Schatz an Geschichten, an Weisen der Weltdeutung ebenso aus wie den Brüchen, die in der Konfrontation mit den Errungenschaften westlicher Zivilisation entstehen.

Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzung ist stets die Eindringlichkeit des visuellen Eindrucks, die innere Beteiligung am Erlebten. Sie wird zur malerischen Verpflichtung. In seinem Werk greift Wintersberger die Bildsprache allgegenwärtiger Mythen auf und macht ihr Ausdruckspotential für die eigene bildliche Aussage nutzbar. Die Überblendung von Realitätsebenen und deren Koexistenz im Bild geht als wesentliches Merkmal in das gestalterische Repertoire ein. Die koloristische Kraft, die allen Werken eignet, durchdringt diesen intellektuellen Ansatz und gibt dem genuin Malerischen als der Ursprache des Künstlers Raum.

Wintersberger ist in der Sammlung Würth mit Arbeiten aus mehreren Schaffensphasen vertreten. Einen Schwerpunkt bilden Werke der 1970er Jahre, darunter zahlreiche Porträts bekannter Persönlichkeiten und aus dem privaten Umfeld. Präzise konturierte Formen, geglättete Oberflächen und eine wie beiläufig hinzutretende Farbigkeit markieren den Beginn der künstlerischen Entwicklung. Sie setzt sich in einer Aufwertung des farbigen Pinselstrichs fort, der nun zum Gegenständlichen verdichtet wird.

Die 1980er Jahre sind mit Werken vertreten, in denen der Transfer von Symbolen ferner Welten die bildliche Auseinandersetzung prägt. Bereits die Titel der Werkserien, wie "China-Afrika", weisen darauf hin. Monumentalisierung und Versteinerung treten als gestalterische Strategien zutage, nachdem sie im Frühwerk in der Präsentation menschlicher Körperteile bildlich erprobt worden waren. In diesem Sinn wird das Motiv des Bunkers in Arbeiten zum Themenkreis der "Maginot-Linie" als Physiognomie ausgedeutet.

Ein aktueller Werkkomplex rundet den Bestand ab. In ihm setzt sich der Künstler erneut mit dem Bildnis auseinander, nun jedoch mit einer gewandelten Auffassung im Physiognomischen. In der Ausstellung werden die Arbeiten aus der Sammlung Würth um Leihgaben des Künstlers ergänzt. Einen Schwerpunkt bildet hier die umfangreiche Serie zum Motiv des Matterhorns.

Lambert Maria Wintersberger – Mythen
8. April bis 6. November 2011

Forum Würth Arlesheim

Dornwydenweg 11
CH-4144 Arlesheim
T 0041 (0)61 705 95-95
F 0041 (0)61 705 95-96

Öffnungszeiten:
Mo bis So 11 – 17 Uhr
www.forum-wuerth.ch, forum@wuerth-ag.ch
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 11–17 Uhr