Matt Mullican. Books Representing Books

Matt Mullican (* 1951 in Santa Monica, Kalifornien) gehört zu den international hoch beachteten Künstlern der Gegenwart. Erkenntnis und Vergegenwärtigung der Welt und Erleben stehen im Zentrum seines Werkes. In Mainz gibt der US-amerikanische Künstler erstmals einen Überblick über sein ausführliches Schaffen an Büchern und Druckwerken.

Was sind eigentlich Bilder? Sind es Dinge, die andere zeigen oder nur Illusionen, die uns täuschen? Sind es Nachrichten aus der sichtbaren Welt, Belegstücke greifbarer Existenz oder gar nur Vorstellungen, die nirgendwo einen Sitz haben außer in unserer Imagination? Der kalifornische Konzeptkünstler Matt Mullican fragt nach dem Entstehen und den Wirkweisen von Bildern. Schon seit Beginn seiner Laufbahn stellt er Sammlungen aus Fotos, Gegenständen und Fundstücken aller Art zusammen. Dazu kommen eigene Zeichnungen und Bildentwürfe. Mullican fasst das diverse Material in Diagrammen zusammen.

Es entstehen Kosmologien über Erkenntnis und Existenz, über Liebe und Empfinden, Zeichen und Sprache, Tod und Geburt. Mullican nennt sie die "Fünf Welten". Heute gewinnt er die Bilder vermehrt aus dem Internet. Viele Fundstücke druckt er mit Printern aus. Es entstehen Serien oder größere Werkgruppen, die er fallweise zu Büchern binden lässt oder zu Charts ausbreitet. Andere finden sich in Umrissen von großen Leinwandgemälden ausgefertigt oder zu riesenhaften Wandfriesen ausgelegt.

"Books Representing Books" ist die erste Überblicksausstellung Matt Mullicans über Notizen, Skizzen, Prints und sein gedrucktes Werk. Bücher sind Kompendien des Wissens und der Zeit. Sie enthalten Listen, Zahlen, Texte und Bilder. Für Mullican, der stets ein A4-großes Notizbuch bei sich trägt, sind sie persönliche Aufzeichnungen, Registrierhilfen und Erkenntniskorrekturen. Die Idee, eine Retrospektive des eigenen Buchschaffens in Form einer Ausstellung zu entwickeln, entstand während den Besuchen in der Kunsthalle in Mainz. An der Wirkungsstätte des Johannes Gutenberg ist dies mehr als berechtigt.

Große Leinwandplanen hängen von Seilen herab. Sie bilden Wände eines labyrinthischen Raumes. Zuletzt zeigte Matt Mullican eine Rauminstallation dieser Art in den monumentalen Hallen des Arsenale auf der Biennale in Venedig. Auf den Leintüchern finden sich Textbausteine, Zahlen, Zeichnungen von Schlingen und Schleifen. Es sind Kreationen, die unter Hypnose gezeichnet wurden, Bilder, die die Abwesenheit der kognitiven Kontrolle erahnen lassen und doch sichtbar nach Sinn und Ordnung suchen.

Daneben stellt Matt Mullican einige Teile seiner persönlichen Sammlung vor. Darunter sind Comicbücher, Scrapbooks und historische Werke des venezianischen Stechers Giovanni Battista Piranesi (1720-1778), der wie Mullican Visionen von Architektur als dunkle Erkundungen der Welt schuf.


Matt Mullican. Books Representing Books
21. November 2014 bis 22. Februar 2015