Maske und Gesicht - Inge Morath und Saul Steinberg

Die Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg erzählt die Geschichte einer Freundschaft. Sie zeigt Vintage-Prints aus der Serie "Masken", die die österreichische Fotografin Inge Morath (1923– 2002) in Zusammenarbeit mit dem rumänisch-amerikanischen Zeichner und Karikaturisten Saul Steinberg (1914 – 1999) entwickelte. Steinberg wurde besonders durch seine Cartoons und Titelblätter für das amerikanische Magazin The New Yorker bekannt. Morath besuchte ihn im Jahr 1959 erstmals, um ihn zu porträtieren. Bei dieser Begegnung trug Steinberg eine Papiertütenmaske mit einem aufgezeichneten Selbstporträt – womit das erste Maskenfoto Moraths, der Ausgangspunkt der Serie, entstand.

Steinberg kreierte auf Papiertüten weitere ganz unterschiedliche Charaktere, die durch Moraths Fotografien berühmt wurden. Ihren Reiz beziehen die Fotos aus dem anarchischen Potenzial der karikierten Gesichter und dem oft bürgerlichen Ambiente, in dem die Menschen mit Maske posieren.

Das Museum zeigt anlässlich des 100. Geburtstags von Inge Morath erstmals Arbeiten der Fotografin zusammen mit einigen der Originalmasken von Steinberg, ergänzt durch experimentelle Papierarbeiten. Diese Zeugnisse einer gelungenen künstlerischen Zusammenarbeit stammen aus den Jahren 1959 bis 1962. Die Freundschaft zwischen den beiden ging über diese Kooperation weit hinaus, wie Bilder und Dokumente in der Ausstellung belegen. So ist beispielsweise eine Aufnahme zu sehen, die Steinberg im Jahr 1976 zusammen mit Moraths Ehemann, dem Schriftsteller Arthur Miller, und ihrer Tochter Rebecca am Strand zeigt. Außerdem ist die Original-Nasenmaske zu sehen, die Steinberg auf dem bekanntesten Porträtbild Moraths trägt. Zusammen mit einer sehr persönlichen Postkarte hatte der Zeichner sie der Fotografin geschenkt.

Steinbergs Idee mit der Maske für den ersten Termin mit Morath war auch ein Versuch, Fotos vom eigenen Gesicht zu vermeiden, wie ein Zitat des Künstlers zeigt: "Meine Masken schützen mich davor, mich vor Fotografen zu entblößen. Sie fordern mich auf zu lächeln und ich erstarre. Hier gebe ich ihnen, was sie sich wünschen. Offenbaren sollten wir uns nur vor unseren Freunden. Fotografen, die für die Gesellschaft stehen, sollten eine erkennbare Maske zu sehen bekommen." Beim ersten Treffen entstanden allerdings auch bereits Porträts des unmaskierten Steinberg, auf denen er skeptisch und ernst zur Seite oder in die Kamera blickt. Keineswegs setzte er für Morath die "Maske des Glücks" auf, das Gesicht, das die Amerikaner seiner Meinung nach stets zur Schau tragen, um so zu erscheinen, wie sie am liebsten wären.

Morath war keine Fotografin, die dafür bekannt war, Bilder zu "schießen" und die Porträtierten zu überrumpeln. Den meisten ihrer Modelle begegnete sie voller Sympathie, mit vielen war sie befreundet. Arthur Miller beschrieb ihre Vorgehensweise so: "In einer Zivilisation, in der die gröbsten Entwürdigungen üblich sind, ist sie nicht bereit, ihre Kamera als metaphorische Waffe einzusetzen, eine Technik, die sich von den Dargestellten 'nimmt', was sie ganz freiwillig nicht hergeben wollen. Stattdessen feiert und bestaunt Inges Kamera die Einzigartigkeit ihrer Modelle, das, was sie vielleicht zu Genies ihrer Kunst oder Vorreitern auf dem einen oder anderen Feld macht […]."

Maske und Gesicht
Inge Morath und Saul Steinberg
Bis 4. Juni 2023