Martina Morger - Sind wir schon tot?

Die Performance- und Multimediakünstlerin Martina Morger setzt sich in ihren Arbeiten kritisch mit gesellschaftlichen Themen unserer Zeit auseinander. Für die Ausstellung "Are We Dead Yet?" tritt die Gewinnerin des Manor Kunstpreises (St. Gallen, 2021) als Kuratorin auf und bildet damit den Auftakt zur neuen Ausstellungsreihe "Artist’s Choice: Künstler:innen werden eingeladen", Werke aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein auszuwählen, um eine Präsentation zu realisieren. Auf diese Weise wird die Museumssammlung einer aktuellen Reflexion unterzogen und neu "aufgeladen".

Martina Morger hat sich bereits mehrfach mit den ökonomischen Bedingungen unserer kapitalistischen Leistungsgesellschaft, in der sie selbst aufgewachsen ist, beschäftigt. Sie identifiziert Lücken, benennt das Unausgesprochene, veranschaulicht Relationen oder Diskrepanzen und animiert in ihrer zum Teil kompromisslosen künstlerischen Arbeit zum Weiterdenken. In "Are We Dead Yet?" knüpft Morger als Kuratorin daran an und zeigt Werke, die eine Reflexion über das Phänomen der allgegenwärtigen Erschöpfung in unserer Gesellschaft anregen.

Sind wir schon tot? Oder einfach müde? Diesen Fragen geht Martina Morger anhand von rund 20 Sammlungswerken – unter anderem von Edith Dekyndt, Latifa Echakhch, Christoph Getzner/Markus Getzner, Anne Marie Jehle, Marcel Odenbach, Gina Pane, Pamela Rosenkranz oder Aleksandra Signer – nach. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Videoarbeiten. Viele der ausgewählten Werke wurden seit längerem nicht ausgestellt oder werden zum ersten Mal dem Publikum präsentiert. Ein installativer Eingriff von Morger selbst kleidet das Thema mit einem grossen Samtvorhang in eine weiche wohlwollende Hülle.

"Immer das Leben ausschöpfend und vom erschöpften Leben erzählend, sieht sich der Mensch in der Mitte von allem", so die Kuratorin kritisch. Ihre Auswahl zeugt von der Suche nach Bedürfnissen, die wir aufgegeben haben zu stillen oder nahezu daran scheitern, wie sie erklärt: "Die Sehnsucht nach letzten Verabschiedungen, schwindenden Erinnerungen, fast Vergessenem umgarnt uns immer wieder in nostalgischem Wohlsein. Während Weggeworfenes, Zuspätgekommenes, Abwesendes, Totgeglaubtes und Todgeweihtes um unser momentanes Empfinden kreist wie Geier im Anflug auf das heissgeliebte Aas."

Martina Morger (geboren 1989 in Vaduz, Liechtenstein) studierte Medien- und Kulturwissenschaften an der Universität Zürich und Mediale Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der Universität für angewandte Kunst Wien (Die Angewandte), bevor sie 2019 an der Glasgow School of Arts den Master in Fine Art Practice absolvierte. Als Ko-Kuratorin von "Perrrformat" bringt sie Performancekunst an wechselnde öffentliche Orte in und rund um Zürich. Als Mitglied mehrerer Kollektive und Gewerkschaften setzt sie sich für die Rechte und Anliegen von Künstler:innen ein. 2020 war sie Atelierstipendiatin an der Cité Internationale des Arts in Paris. 2021 erhielt sie den Manor Kunstpreis, einen der wichtigsten Förderpreise zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Kunstmuseum St. Gallen & Appenzell, im Centre for Contemporary Arts in Glasgow, im Yarat Contemporary Art Space in Baku, im CAFA Art Museum Beijing und in der schottischen Nationalgalerie gezeigt. Sie lebt und arbeitet in Balzers und Hannover.

Artist’s Choice: Martina Morger
Are We Dead Yet?
17. Februar bis 6. August 2023
Vernissage: Donnerstag, 16. Februar 2023, 18 Uhr

Künstler:innen der Ausstellung:
Giovanni Anselmo, Edith Dekyndt, Latifa Echakhch, Jochen Gerz, Christoph Getzner & Markus Getzner, Leiko Ikemura, Anne Marie Jehle, Gemma Jones, Anna Kołodziejska, Matt Mullican, Bruce Nauman, Cady Noland, Marcel Odenbach, Gina Pane, Pamela Rosenkranz, Aleksandra Signer, Erik Steinbrecher, Nora Turato, Erich Weiss.