Martin Disler in Neuchâtel
Anlässlich seines 70. Geburtstags zeigen zwei Ausstellungen in zwei Neuenburger Häusern der Kunst das Werk von Martin Disler (1949-1996), dem Schweizer Maler, Radierer, Bildhauer und Autor.
Der gebürtige Solothurner verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Les Planchettes bei La Choux-de-Fonds. Das CDN zeigt Zeichnungen und Radierungen, während im Espace Nicolas Schilling et Galerie die Grossformate im Vordergrund stehen.
Disler, ein expressionistisches Werk
In seiner Jugend träumt Martin Disler davon, Schriftsteller zu werden. Im Alter von 20 Jahren wendet er sich verstärkt dem Malen und dem Zeichnen zu und nimmt auch die Skulptur in sein künstlerisches Repertoire auf. Der Erfolg seiner ersten Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel führt ihm im Alter von 30 Jahren auf die internationale Bühne; eingeladen zur Documenta in Kassel und zu den grossen Biennalen (Venedig, Sao Paolo, Tokio), wurde er in den wichtigsten Schweizer Museen und Galerien in Zürich, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Solothurne und Biel sowie im Ausland ausgestellt.
Dislers Werk ist expressionistisch-figurativ ausgerichtet. In den 1980er Jahren war er Teil der "Jungen Wilden", einer europaweiten Bewegung, die Malerei und Zeichnung erneuerte, indem sie die Konzeptkunst der 1970er-Jahre in Frage stellte. In seinem Werk beschäftigt sich Disler stark mit ausgeprägt emotionalen Themen wie Liebe, Todesangst oder Erlösung. Durch Radierung, Zeichnung, Malerei, Skulptur oder Text bringt er seine inneren Leiden zum Ausdruck, angeregt durch psychologische und mythologische Archetypen.
In seinen Schriften ist das Künstlerleben ein wiederkehrendes Motiv, insbesondere in Bilder vom Maler (1980) bekennt er sich zu seinen Gedanken, zu seinen seelischen Schmerzen und zu seinen inneren Kämpfen.
Disler und Dürrenmatt, Künstler und Schriftsteller
Das CDN organisiert regelmäßig Ausstellungen von Künstlern mit Bezügen zu Friedrich Dürrenmatt. Die beiden Männer haben sich nie getroffen, aber ihre jeweilige Karriere spiegelt sich wieder: Disler ist dank seiner künstlerischen Werke international erfolgreich, während er eine anhaltende Leidenschaft fürs Schreiben pflegt, wohingegen Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) seinen Schriften seine weltweite Bekanntheit verdankt, sein bildnerisches Werk aber stets ergänzend zu seiner Literatur entwickelt hat. Sowohl Disler als auch Dürrenmatt sind Autodidakten. Andere Gemeinsamkeiten rücken sie näher zusammen: Beide stammen aus der deutschsprachigen Schweiz und haben sich für die Niederlassung in der Region Neuenburg entschieden, und beide sind in einem religiösen Umfeld aufgewachsen, das ihre jeweiligen Werke prägte. Dürrenmatt, der Sohn eines Pfarrers, punktierte sein Werk mit zahlreichen Anspielungen auf den Glauben. Religion war auch eines von Dislers bevorzugten Themen, und er verbrachte einen Teil seiner Schulzeit in einem Internat der Minderjährigen Kapuzinerbrüder in Stans.
Martin Disler in Neuchâtel
"Martin Disler - Vergessene Rituale"
Centre Dürrenmatt Neuchâtel
1. August bis 20. Oktober 2019
"Martin Disler - Museum of Desire"
Espace Nicolas Schilling et Galerie
1. August bis 15. September 2019
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