Mark Wallinger im Aargauer Kunsthaus

Mark Wallinger – Gewinner des Turner Prize 2007 – zeigt in einer gross angelegten Überblicksausstellung seine wichtigsten Arbeiten der letzten Jahre. Wallinger ist einer der international bekanntesten Künstler Grossbritanniens, dies nicht zuletzt seit seinem fulminanten Auftritt an der Biennale in Venedig 2001. Seine Arbeiten greifen in intelligenter – teils auch humorvoller Weise – aktuelle gesellschaftliche Themen auf. In verschiedenen Medien wie Malerei, Video oder Installation fokussiert er auf Fragen, die uns alle beschäftigen, Fragen rund um Religion, Politik oder kulturelle Identität.

Der Londoner Künstler Mark Wallinger (*1959) gehört zur Generation derjenigen britischen Künstler/innen, die unter der Bezeichnung "Young British Artists" in den 1990er Jahren den internationalen Kunstbetrieb aufwirbelten und für Aufsehen gesorgt haben. Anders hingegen wie bei anderen Kunstschaffenden, welche gemeinhin dieser losen Gruppierung zugeordnet werden, versprüht Wallingers künstlerische Sprache eine hintersinnige Ironie. Die schnellen provokativen Gesten sind nicht seine Sache.

Mark Wallinger untersucht in seinen Arbeiten die Mechanismen von Symbolen, Identitäten und die damit verbundenen Codierungen – nationale, religiöse, kulturelle oder allgemein gesellschaftliche –, um diese zu verkehren oder ironisch in Frage zu stellen. Seine künstlerische Haltung verbindet gesellschaftliches und politisches Engagement mit einem Interesse an abendländischen Traditionen und bedient sich so unterschiedlicher Medien wie Malerei, Installation, Film, Fotografie, Objekt oder Performance.

Die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus zeigt Mark Wallingers mediale Flexibilität ebenso wie seine Themenvielfalt grosszügig auf. Sie ist als Überblicksausstellung angelegt und umfasst rund 25 Werke. Dabei wird der Bogen von älteren Arbeiten aus den 1980er Jahren wie beispielsweise "Passport Control" (1988) über die monumentale Installation "Forever and Ever" (2002) bis hin zu Wallingers neuester Rauminstallation "Human Figure in Space" (2007) – in Europa bislang noch nie gezeigt – gespannt. Überdies hat er für die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus eigens eine neue Arbeit entwickelt. Damit wird es seit langem wieder einmal möglich sein, einen breiten Einblick in das Werk dieses international renommierten Künstlers in einem Schweizer Museum zu erhalten.

Mark Wallinger sagt von sich selbst, dass er sich "eher mit der Welt beschäftigt, wie sie ist, als mit der Frage, was Kunst ist." In diesem Sinne kann auch seine Installation "State Britain" (2007) gelesen werden, ein Monumentalwerk, dem in der Aarauer Ausstellung eine zentrale Rolle zukommt. Es handelt sich dabei um eine minuziöse Nachbildung eines über 40 Meter langen Protestmals, das der britische Friedensaktivist Brian Haw 2001 vor dem Parlamentsgebäude in London aufgestellt und während Jahren ständig erweitert hatte. Der Protest war gegen das Britische Engagement im Irak- und im Afghanistankrieg gerichtet.

2007 erliess die britische Regierung im Umkreis des Londoner Regierungsviertels ein Demonstrationsverbot und liess gleichzeitig die Protestwand entsorgen. Mark Wallinger hievt nun dieses Zeichen der öffentlichen Meinungsäusserung mittels einer naturgetreuen
Nachahmung in den musealen Kontext und sichert damit sein künftiges Überdauern. Was im öffentlichen Raum nicht mehr geduldet wurde, findet nun sein Publikum im Museum und wird hier zur Diskussion gestellt. Im Dezember 2007 wurde Mark Wallinger unter anderem dank dieser Arbeit mit dem Turner Prize ausgezeichnet.


In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Braunschweig erscheint bei jrp | ringier, Zürich ein Katalog in deutsch-englischer Sprache. Die Publikation schliesst an die letzte umfassende monographische Publikation über Mark Wallinger von 2000 (Tate Liverpool) an und fokussiert auf die Arbeiten der letzten zehn Jahre. Sie umfasst neben einem umfangreichen Bildteil Texte von Michael Diers, Professor an der Humboldt Universität Berlin und der Hochschule für bildende Künste Hamburg, Richard Grayson, Künstler und Autor von zahlreichen Artikeln zur Gegenwartskunst, Madeleine Schuppli, Direktorin Aargauer Kunsthaus und Janneke de Vries, Leiterin des Kunstvereins Braunschweig, sowie ein Essay von Mark Wallinger.


Mark Wallinger
31. August bis 16. November 2008