Mark van Yetter "False Friends... and Six Bottles"

Die Kunst Halle Sankt Gallen präsentiert mit "False Friends... and Six Bottles" eine Überblicksausstellung des amerikanischen Künstlers Mark van Yetter mit einer Auswahl von 80 Werken aus den Jahren 2003 bis 2019. Diese offenbaren eine malerische Praxis, die in viele Richtungen weist. Was zunächst nur Flüchtigkeit als verbindendes Element zu haben scheint, entpuppt sich als ein Werk, das den komplexen und emotionalen Zustand unserer Zeit wiedergibt und gleichzeitig ein Gefühl der Distanz und Angst angesichts der Weltgeschehnisse hervorruft.

Mark van Yetter (*1978, lebt und arbeitet in Pennsylvania) hat in den letzten fünfzehn Jahren aus einer Vielzahl von Einflüssen geschöpft. Man kann in seinem Werk eine Vorliebe zur europäischen Malerei von der Wende des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart erkennen, ebenso wie Spuren romantischer Sentimentalität, die in bestimmten Strömungen der frühen amerikanischen Moderne zu finden sind, die er mit beissendem Sarkasmus oder Slapstick-Humor untergräbt. Der umfassende Überblick über Mark van Yetters Werk in der Kunst Halle Sankt Gallen zeigt eine delikate Kombination, bei der die ehemals «neue Welt» gleichermassen konstruiert wie verfallen aussieht.

Die kunsthistorischen Erzählungen, die in van Yetters Werk gefiltert werden, reichen von klaren thematischen Bezügen - zum Beispiel Giorgio Morandis Stillleben, die sich hier in der neuesten Serie von Flaschen-Bildern widerspiegeln; Edward Hoppers und Robert Crumbs Szenen des amerikanischen Lebens, die im Epos "The Mere Knowledge of a Fact is Pale" nachhallen - bis hin zu einer konzeptuellen und kritischen Positionierung, die oft in skatologischen Bildwelten und mit mehrdeutigem Witz, ähnlich dem Werk von zeitgenössischen Figuren wie Mike Kelley und Rosemarie Trockel, zum Ausdruck kommt.

Die Arbeiten Mark van Yetters, meist Öl auf Papier, bewegen sich im Grenzbereich zwischen dem Öffentlichen und dem Intimen, dem Bodenständigen und dem Fantastischen. Van Yetter greift häufig auf seine eigene Geschichte und eine intuitive Herangehensweise zurück, die direkt auf die Welt um ihn herum reagiert, und erzeugt Visionen, die zwischen dem Fremden und dem Vertrauten oszillieren. Im Mittelpunkt dieser Visionen vermischen sich generelle Erfahrungen und kulturell und politisch bedingte Spannungen. Verankert an einsamen Orten, und doch weit über diese hinausreichend, schlägt Mark van Yetters Kunst andere Wege vor, die Welt zu erfassen.

Aufbauend auf van Yetters zugleich spielerischen und beunruhigenden Darstellungen des menschlichen Zustands ist die Überblicksausstellung in vier Teile gegliedert. Zu Beginn: eine Gruppe von Bildern, die sich auf Beziehungen zwischen Innen und Aussen konzentrieren. Dem gegenüber: eine 27 Meter lange Zeichnung, die dramatisch im Raum schwebt. Es folgt ein "Salon Americana", in dem Mark van Yetters eigene "Americana" derjenigen von Trumps düsteren Projektionen entgegenwirkt. Und schliesslich, als Ausstellung innerhalb der Ausstellung konzipiert, eine umfangreiche Gruppe früherer und neuer Werke, die immerwiederkehrende Gedanken in Mark van Yetters Bildern aufgreifen, wie beispielsweise die liminalen und visionären Orte des Übergangs, die simultanen Mechanismen von Komposition und Zerlegung oder eine zerfliessende Menschheit.

Mark van Yetters Gemälde auf Papier beschreiben eine dürftig sensibilisierte Welt, in der Ideen von Freiheit, Digitalisierung und Subjektivität Chimären sind und in der Objekte, Volumen, Architekturen, Natur, Mensch und Tier gleichermassen wichtig sind. In dieser horizontalen Welt erforschen van Yetters Bilder die Schwelle der Erzählung mehr als die Erzählung selbst und thematisieren sowohl Wahrnehmung als auch Lebensweisen von heute. Es ist klar, dass es für den Künstler kein gutes Leben ohne ein Mass an Absurdität gibt. Durch seine dystopischen Orte, an denen clevere Hunde einen nackten Aktivisten ignorieren oder ein dandyhafter falscher Freund sanft den Rücken einer weiblichen Gestalt berührt, die eine Schale ziert, macht Mark van Yetter uns zu Zeugen eines umfassenden gedanklichen Abschweifens, das letztlich mit unbeweglicher Miene damit kokettiert, nicht politisch zu sein - und es somit wird.

False Friends... and Six Bottles
2. März bis 5. Mai 2019
Eröffnung: Fr 1. März 19, 18 Uhr