Maria Anwander und Ruben Aubrecht in der Bludenzer Galerie Allerart

Im Rahmen ihrer aktuell laufenden Ausstellungsserie über Künstlerpaare und Künstlerduos präsentiert die Galerie Allerart in Bludenz ab 10. April 2015 Werke von Maria Anwander und Ruben Aubrecht. Die beiden arbeiten zwar grundsätzlich eigenständig, schließen sich aber immer wieder zusammen, um gemeinsam Projekte zu realisieren.

Anwander und Aubrecht sind beide 1980 in Bregenz geboren, haben beide an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert und sind in der jüngsten Vergangenheit mit konzeptuellen Arbeiten aufgefallen, anhand derer sie Systeme wie beispielsweise den Kunstbetrieb und den Kunstmarkt ironisch analysierten und entsprechend aushebelten.

Maria Anwander hat übrigens gerade erst kürzlich den mit 7500.- Euro dotierten Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlbergs zugesprochen erhalten. In der Begründung der Jury hieß es dazu: "Mit tiefschürfender Leichtigkeit setzt sich Maria Anwander mit dem Betriebssystem Kunst, dessen Regeln und Klischees und den Institutionen dahinter auseinander. Ihr Vorgehen ist dabei humorvoll, subversiv, ihre Performances sind unerwartet, bisweilen illegal."

Anwander und Aubrecht waren ein halbes Jahr in Istanbul. Von Journalisten und Insidern erhielten sie dort zahlreiche Informationen zu den Protestaktionen im Gezi-Park, die sich bekanntlich zu einer landesweiten Protestwelle gegen die Politik der türkischen Regierung ausweiteten. Die Gezi-Park-Demonstrationen, die sich an willkürlichen Bebauungsplänen dieser Grünoase in Istanbul entzündeten, sind ein typisches Beispiel dafür, wie sich immer mehr Menschen gegen Unrecht öffentlich zur Wehr setzen. Das anonyme Pendant zur physischen Demonstration wäre die Vernetzung via Internet und den sozialen Netzwerken.

Wie sich etwa im Arabischen Frühling gezeigt hat, stellen solche virtuelle Netze ideale Instrumentarien dar, um Widerstände zu organisieren und zu koordinieren. An solchen Vernetzungsstrukturen zeigt sich auch, wie sich Protestaktionen internationalisiert und globalisiert haben. Aber nicht nur auf Seiten der Demonstranten ist die Globalisierung zu finden, so wurde beispielsweise Tränengas, das wegen des häufigen Einsatzes während der Gezi-Proteste ausgegangen ist, einfach aus Südkorea in die Türkei importiert.

Um die zunehmende Gewalt gegen friedliche Demonstranten und die Verschanzung von Macht und Aggression hinter Vermummung und Anonymität zu symbolisieren, haben Anwander und Aubrecht eine Serie von Gasmasken geschaffen. Die beiden haben dazu Fotos diverser Demonstrationen wie etwa in Istanbul, Ägypten, Syrien, Venezuela oder auch New York als Ausgangspunkt genommen und aus einfachen Alltagsgegenständen wie Petflaschen, Aludosen, Staubmasken oder Aktivkohle voll funktionsfähige Gasmasken hergestellt.

Neben diesen formal sehr reduzierten Gasmasken-Objekten zeigen Anwander und Aubrecht in der Galerie allerArt auch Steine aus verschiedensten Orten der Welt. Teils haben sie diese selbst gesammelt, teils ließen sie sich welche von Freunden zuschicken. Auf den ersten Blick sehen die Steine sehr gewöhnlich aus. Das Besondere an ihnen ist aber, dass sie sämtlich von Plätzen, stammen, auf denen heftige Demonstrationen stattgefunden haben. "Der Titel der Arbeit, "Unthrown Stones", verweist darauf, dass uns vor allem der friedliche Aspekt des Demonstrierens wichtig ist," so die beiden. Sowohl Steine wie auch die Masken werden mit Schildern versehen, die auf deren Herkunft verweisen. Dadurch werden die Werke bewusst aus dem ursprünglichen Kausalzusammenhang gerissen. Die Art, wie die Masken und Steine zur Schau gestellt werden, erinnert an die Präsentationsformen, wie man sie von völkerkundlichen oder naturhistorischen Museen her kennt.


Maria Anwander / Ruben Aubrecht
10. April bis 17. Mai 2015