Margit Krismer in der Bludenzer Galerie Allerart

Die Auftaktausstellung dieses Jahres ist dem Schaffen der Meininger Künstlerin Margit Krismer gewidmet. Die 1956 geborene Malerin und Zeichnerin hat über viele Jahre ein konsequentes Werk geschaffen, das stark meditativ eingefärbt ist. Zumeist geht sie von textuellen Grundlagen aus, wie etwa Gedichten von Paul Celan, zu denen sie freie assoziative Bildentsprechungen entwickelt.

Die Auseinandersetzung mit lyrischen und häufig auch alttestamentarischen und mystischen Texten wird gleichsam zum Katalysator ihrer malerischen und grafischen Arbeit. Als Bildträger verwendet Krismer bevorzugterweise mit Papiermaché überschichtete Jute und Leinwand oder Bütten- und andere Papiere. Auf diese Malgründe überträgt sie mit Pinsel, Tusche, Eitempera und Leinöl ihre von den Schriftverinnerlichungen ausgelösten poetischen Improvisationen. Im Rahmen ihrer Ausstellung in der Galerie allerArt wartet die Künstlerin mit einer Serie von kleinen Tuschmalereien sowie fünf Großformaten und einer "Extra-Large-Arbeit" auf, für die alle das alttestamentarische "Hohelied" den Impetus lieferte. Beim sogenannten "Hohelied" handelt es sich um eine Sammlung von Liebesgedichten, die ein wechselvolles Zusammenspiel von Begehren und Erfüllung, Trennung und Vereinigung ohne fortschreitenden Handlungszusammenhang wiedergeben. Ein besonderes Kennzeichen des Hoheliedes ist die ausgesprochen bildhafte Sprache und das immerwiederkehrende, metaphernhafte Motiv des Gartens. Davon inspiriert, will Krismer den Kunstraum gleichsam in einen lyrisch-kontemplativen Garten der Malerei verwandeln. Krismers Malerei bleibt dabei in weiten Zügen gestisch abstrakt. Manchmal erinnern ihre schwungvollen Pinselzüge an japanische Bildzeichen. Oder ein aus der Phantasie realistisch gemalter Garten ist im Hintergrund zu streifenartig aufgetragenen schwarzen Bildräumen nur fragementarisch wahrnehmbar. Das Bruchstückhafte, das Durchscheinende, das nur begrenzt Wahrnehmbare spielen im Schaffen der Meininger Künstlerin eine wesentliche Rolle. Vieles bleibt in ihrer Malerei nur angedeutet, so wie auch die gesamte menschliche Existenz nur immer in kleinen Ausschnitten erfassbar ist.
Margit Krismer 15. Januar bis 21. Februar 2016