Das Kunstmuseum St. Gallen präsentiert den/die Gewinner:in des Manor Kunstpreises St. Gallen 2025, Marce Norbert Hörler, mit einer vielschichtigen Ausstellung, die Performance, Poesie, Duft und Architektur verbindet und unsere Wahrnehmung von Raum und Identität herausfordert.
Welche Kriterien beeinflussen unsere Wahrnehmung in einem Raum? Welche Spuren hinterlassen Körper in den Räumen, die sie durchqueren? Wie verändert sich unsere Orientierung, wenn ein Raum nicht geradlinig verläuft? Für Marce Norbert Hörler sind dies zentrale Fragen, die in der Ausstellung „Slant” verhandelt werden.
In der Ausstellung treffen drei Räume aufeinander: der physische Ausstellungsraum, der imaginäre Raum von Geschichten und Bedeutungen – etwa durch Tarot und dessen Symbole – sowie der persönliche Raum queerer Erfahrungen. Durch räumliche Eingriffe entstehen halbtransparente, labyrinthische Wege, in denen Aktionen live aufgeführt werden. Texte an den Wänden entstammen Tarotkarten, erinnern an topografische Höhenlinien und bieten Einblicke in eine Welt jenseits des sichtbaren Raumes.
Ein Korridor, der zwei Räume verbindet, ist perspektivisch leicht verschoben, sodass beim Durchschreiten ein Gefühl von Ungleichgewicht oder Irritation entsteht. Gegossene Aluminiumtafeln tragen poetische Sätze, während die Bildmotive der Karten nur als entfernte Resonanz präsent sind. Der leicht florale Duft des Moleküls Hedione durchzieht den Raum, erweitert ihn um einen sinnlichen Impuls und hat das Potenzial, unsere Emotionen zu beeinflussen.
Der Ausstellungsraum dient zugleich als Bühne für eine neu entwickelte Performance von Marc Norbert Hörler mit drei Personen. In dieser szenischen Erkundung werden Wegfindung, Orientierung und die Verschränkung dieser drei Räumlichkeiten stimmlich und körperlich erfahrbar.
Marce Norbert Hörler lebt zwischen der Schweiz und Berlin und hat einen MA in Art Practice am Dutch Art Institute in Arnhem (Niederlande) sowie einen BA in Fine Arts am Institut Art Gender Natur der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel.
Der Manor Kunstpreis, einer der wichtigsten Förderpreise für das zeitgenössische Kunstschaffen in der Schweiz, wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird jährlich von einer Fachjury in sechs Schweizer Städten verliehen: Aarau, Basel, Biel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, Schaffhausen, Sion, St. Gallen und Winterthur wechseln sich dabei im Zweijahresrhythmus ab. Der Förderpreis hat bereits eine ganze Reihe von Künstlern auf ihrem Weg zum internationalen Durchbruch begleitet.
Marce Norbert Hörler
Slant
1. November 2025 bis 3. Mai 2026