Manfred Erjautz - Heavy sun

Der Bildraum Bodensee präsentiert im Sommer die erste Einzelausstellung des international renommierten Künstlers Manfred Erjautz in Vorarlberg.

Erjautz arbeitet seit den 1990ern mit Codierungen, mit Bezeichnungen und Bezeichnetem. Seine unterschiedlichen Formate - von kleineren Objekten, über umfangreiche Installationen, bis hin zu Werken im öffentlichen aber auch im digitalen Raum - sind von einer ironischen Distanz durchdrungen, welche gelegentlich in subtilen Humor übergeht. Als einer der führenden Vertreter skulpturaler Gegenwartskunst in Österreich hat Manfred Erjautz ein umfangreiches Werk geschaffen, das sich vorrangig mit dem menschlichen Körper und dessen Vermarktung, wie auch mit den Mechanismen von Präzisionsmaschinen auseinandersetzt.

Der Bildraum Bodensee zeigt unter anderem die seit 2016 fortlaufende Fotoserie „Occupied Island“, welche den menschlichen Körper als Bestandsaufnahme von scheinbaren Gegensätzen behandelt. Dazu vermisst der Künstler die skulpturale Form neu und verdichtet aneinander gefügte Bestandteile durch ein Experimentieren mit diversen Materialien und ungewöhnlichen Präsentationstechniken. Polarisierende Themenstellungen, wie der männliche Blick in der Kunst auf die Frau oder andere bereits überwunden geglaubte, soziale Paradigmen, verschmelzen ineinander. Dabei werden die Rezipient:innen in eine Gegenwart katapultiert, welche, im Versuch virtuelle und visuelle Welt(en) zu bewältigen, vermehrt dem schnellen Urteil oder einer überzogenen Korrektheit anheimfällt.

"Heavy sun" thematisiert die zwei untrennbar miteinander verknüpften Pole von Individuum und Gesellschaft. Angesichts des herrschenden Wahns, gewisse Identitäten als Abgrenzung vom gesellschaftlichen Ganzen zu betonen, gewinnt Erjautz‘ Arbeit an Brisanz. Dass das „Wir“ im kommunitären Sinne immer wieder neu gegen den Egozentrismus erkämpft werden muss, verdeutlicht die Ausstellung anhand einer spielerischen und stellenweise ad absurdum geführten, künstlerischen Reflexion dieser essenziellen Grundfragen nach Zugehörigkeit. Chaotische Anordnungen und eine gewisse „randomness“ - die sowohl in beinahe voyeuristisch wirkenden „Snapshots“, als auch in ästhetisierten Hyperinszenierungen ihren Ausdruck findet - werden ergänzt um das für Manfred Erjautz‘ Œuvre charakteristische Aushebeln physikalischer Gesetze in Skulptur, Video und seinen digitalen Versuchsanordnungen.

Manfred Erjautz lebt und arbeitet in Wien.

Manfred Erjautz - Heavy sun
16. Juli bis 1. September 2022
Öffnungszeiten: Di, Do 13–18 Uhr | Fr, Sa 11–16 Uhr