Mandy

24. Januar 2019 Walter Gasperi
Bildteil

Als die Freundin eines Holzfällers von den Mitgliedern einer Sekte grausam ermordet wird, holt der Mann zu einem blutigen Rachefeldzug aus. – So stereotyp die Handlung ist, so aufregend, bild- und tongewaltig ist die Inszenierung des 2018 entstandenen Horror-Rachethrillers. Bei Koch Media ist Panos Cosmatos‘ Genreperle auf DVD und Blu-ray erschienen.

In Flugaufnahme erfasst die Kamera eine idyllische Waldlandschaft, während die phänomenale Musik von Jóhann Jóhannsson, der kurz nach Fertigstellung des Films starb, eine melancholische und beunruhigende Stimmung evoziert. Ein Insert verankert die Handlung im Jahr 1983 und in den Shadow Mountains. Schon auf der Heimfahrt des Holzfällers Red Miller (Nicolas Cage) deutet eine religiöse Radiosendung, in der gegen Pornographie und Abtreibung gewettert wird, auf das Aufblühen reaktionärer Sekten hin.

Red führt in einer abgelegenen Hütte im Wald ein idyllisches Leben mit seiner Freundin Mandy (Andrea Riseborough), die als Illustratorin für Fantasy-Bücher arbeitet. Viel Zeit lässt sich Panos Cosmatos für die Schilderung ihrer Beziehung, bis der Horror losbricht, als eine Gruppe religiöser Fanatiker das Paar überfällt und Mandy schließlich vor den Augen des gefesselten Red verbrennt.

Rund die Hälfte des zweistündigen Films nimmt dieser erste, ruhige, aber von brutalem Terror nicht freie Teil ein, danach aber bricht der Sturm der Gewalt so richtig los. Red überlebt nämlich, kann sich befreien und holt mit Armbrust und selbst geschmiedeter Axt zu einem Rachefeldzug aus, bei dem es auch noch zu einem furiosen Duell mit zwei Motorsägen kommen wird.

So formelhaft und altbekannt die Handlung ist, so aufregend wird "Mandy" durch den grandiosen Soundtrack von Jóhannsson und die bildgewaltige Inszenierung von Cosmatos. Immer wieder lässt er Realität und Traum verschwimmen, schafft eine alptraumhafte Atmosphäre, indem er Szenen immer wieder in Rottöne taucht oder lässt Red sich in animierten Bildern, die an die Zeichnungen Mandys anknüpfen, an die ermordete Freundin erinnern.

Fernab von jedem Realismus entwickelt "Mandy" so den Sog eines psychedelischen Trips und die Stimmung eines Heavy Metal-Konzerts und wird zu einem immer düstereren und brutaleren Höllentrip.

Da macht Red zunächst auch Jagd auf eine Motorradgang, die mit ihren Lederanzügen an den Kiemenmenschen aus Jack Arnolds "Creature from the Black Lagoon" erinnert, ehe er sich die Sektenmitglieder vornimmt und langsam zum Anführer der Gruppe vorstößt. Diesen stellt der Rächer in einer Holzkirche, die schließlich in Flammen aufgehen wird.

Bei dieser Entfesselung der Trauer, der Wut und des Rachedursts steigert sich auch der immer zum Overacting neigende Nicolas Cage voll hinein. Eindrücklich vermittelt er die Raserei des Protagonisten und kennt kein Maß. Keine Rücksicht nimmt er auf sich selbst und zunehmend blutverschmierter ist sein Gesicht.

Blut spritzt hier nämlich nicht wenig, auch Köpfe rollen, doch die spürbare Leidenschaft der Inszenierung, die hemmungslose Lust auch am Trashigen und Cosmatos´ Gespür für starke Bilder hebt "Mandy" weit über Durchschnittsproduktionen hinaus und zeigt, dass im Rahmen des scheinbar ausgelaugten Genrekinos immer noch aufregende Filme gedreht werden können.

An Sprachversionen bietet die bei Koch Media erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen einen Audiokommentar von Patrick Lohmeier sowie neben dem englischen und dem deutschen Trailer eine Sammlung von "Deleted Scenes" und ein Featurette "Behind the Scenes".

Trailer zu "Mandy"