Malerei: Prozess und Expansion

Die Ausstellung "Malerei: Prozess und Expansion", die 9. Juli bis 3. Oktober 2010 im Wiener MUMOK vom vertieft und präzisiert zwei zentrale Aspekte der Entwicklung abstrakter Nachkriegsmalerei: Malerei als prozessuales, selbstreflexives Medium, sowie die mit der Auflösung des Bildes einhergehende Expansion der Malerei in objekthafte und räumliche Bezüge. Prozessuale Malerei wird als Versuch vorgestellt, Bildgestaltung primär aus den fundamentalen Eigenschaften und Reaktionsweisen der Farben zu entwickeln und nicht aus narrativen oder kompositionellen Vorstellungen.

Durch An- und Zumalen, Zuspachteln, Drippen, Spritzen, Eintauchen, Anschütten etc. entstehen kreativ gelenkte Selbstdarstellungen von Malerei, in denen die Konsistenz der Farbe in ihrem Verhältnis zur Schwerkraft, zur Beschaffenheit des Bildgrundes etc. sichtbar wird. Grundgelegt waren solche Ansätze in der gestisch-prozessualen Malerei des Informell, deren zunehmende Entleerung zur pathetisch-akademischen Attitüde aber zum Gegenbild dieser neuen selbstreflexiven Malerei wurde.

Ausgehend von Jackson Pollock, Yves Klein, Morris Louis, Arnulf Rainer, Hermann Nitsch und Max Weiler wird ein dichtes Spektrum unterschiedlichster, individueller Ausformungen des Phänomens bis heute ausgebreitet (u. a. Joseph Marioni, David Reed, Bernard Frize). Leihgaben österreichischer Künstler dokumentieren die Breite und Intensität dieses Diskurses in der heimischen Szene (u. a. Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Jakob Gasteiger, Hubert Scheibl, Andreas Reiter Raabe, Walter Vopava).

Der zweite Teil der Ausstellung verfolgt die in den 1950er Jahren einsetzende Auflösung des Bildformats. Diese Geschichte lässt sich als Eroberung des Raumes durch die Malerei sowie als deren Transformation in installative und objekthafte Szenarien nachzeichnen. Die in den Bereichen der Pop Art sowie in der Minimal- und Concept Art formulierte Kritik am historischen Bild- und Kompositionsbegriff europäischer Prägung führte zu einer radikalen Neubestimmung von Malerei und Bild in ihrem Verhältnis zum Raum und zum Betrachter.

Der Bogen der gezeigten Werke spannt sich von bereits historischen Positionen der 1960er und 1970er Jahre (Robert Rauschenberg, Robert Morris, Joseph Kosuth, Karel Malich, François Morellet, Max Weiler, Alfons Schilling, Jorrit Tornquist) bis in die jüngste Vergangenheit und Gegenwart (Imi Knöbel, Heinrich Dunst, Gerwald Rockenschaub, Adrian Schiess, Jessica Stockholder, Heimo Zobernig, Christian Eisenberger).

Malerei: Prozess und Expansion

9. Juli bis 3. Oktober 2010