Make Love not War

Studenten in ganz Deutschland riefen vor 50 Jahren zum Protest auf die Straße. Angeprangert wurden das verstaubte Hochschulwesen sowie die verkrusteten Gesellschaftsstrukturen der damaligen Bundesrepublik. Die Große Koalition unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger kannte keine nennenswerte parlamentarische Opposition und provozierte eine außerparlamentarische. Der studentische Protest richtete sich gegen die fehlende Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, die weltweite atomare Aufrüstung und den Vietnamkrieg.

In vielen Werken jener Zeit manifestierte sich neben den Spannungen des politischen Zeitgeschehens auch die Lust an einem neuen Lebensgefühl. Die Studentenproteste wurden von der sexuellen Revolution begleitet, die nicht zuletzt durch die Antibaby-Pille auch zu einem neuen, selbstbestimmten Bild der Frau führt: kess, sexy, spannend und ziemlich frech.

So kommentiert etwa Peter Sorge die Mann-Frau-Beziehung in sexueller wie politischer Hinsicht. Bei der Thematisierung gesellschaftlicher Zwänge greift Sorge ebenso wie Hans-Jürgen Diehl auf einen bissigen malerischen Realismus zurück. Die Arbeiten von Klaus Staeck sind oftmals als Anklage, Kommentar und Bestandsaufnahme einer Gesellschaft zu verstehen, die ihre faschistische Vergangenheit verdrängt hat.

Die nationalsozialistische Schreckensherrschaft ist ebenfalls das Thema der Druckgrafiken von KP Brehmer. Wolf Vostell kombiniert in seinen Collagen historische Gräueltaten mit trivialen Motiven und übt so auch Kritik an einer Medienwelt, die jedes Ereignis gleich behandelt. Dagegen zeichnet Werner Berges den Zeitgeist deutlich spielerischer und mit ironischen Untertönen nach.

Mit "Make Love not War" thematisiert das neue Kabinettstück anhand von über 50 Grafiken, Collagen und Objekten verschiedene Aspekte der Studentenbewegung von 1968, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. Das Kabinettstück nimmt Künstlerinnen und Künstler in den Fokus, die sich selbst aktiv an der Bewegung beteiligten oder die zeitaktuellen Themen in ihrer Kunst kommentierten.


Make Love not War
11. August bis 18. November 2018