Magnum's first

Über fünfzig Jahre lag die Ausstellung "Gesicht der Zeit" vergessen im Keller des französischen Kulturinstitutes in Innsbruck bevor sie 2006 an Magnum Photos zurückgegeben wurde. Ordentlich verpackt in zwei Holzkisten warteten 83 individuell auf unterschiedlich eingefärbten Holzfaserplatten aufgezogene Vintage Prints der international renommierten Magnum-Fotografen Henri Cartier-Bresson, Marc Riboud, Jean Marquis, Werner Bischof, Robert Capa und der Österreicher Erich Lessing, Inge Morath und Ernst Haas auf ihre Wiederentdeckung.

Die bisherige Annahme, dass die erste Magnum-Gruppenausstellung von Fritz Gruber im Herbst 1956 für die Kölner photokina kuratiert wurde, wird durch diesen einmaligen historischen Fund revidiert. Recherchen ergaben, dass Gesicht der Zeit im Juni/Juli 1955 in den Räumlichkeiten des Institut Francais in Innsbruck ihren Auftakt hatte. Im September 1955 wurde sie in der Galerie Würthle in Wien präsentiert. Danach wurde die Ausstellung in Bregenz im Palais Thurn und Taxis gezeigt. Als weitere Station folgte vom 21. Januar bis 5. Februar 1956 das Joanneum in Graz und den Schlusspunkt setzte die Neue Galerie in Linz.

Thematisch ist die Ausstellung in ein Einleitungskapite, das die Agentur Magnum und die Fotografen vorstellt, sowie in acht Reportagen zusammengefasst. Im Zentrum der Ausstellung steht als umfangreichste Gruppe Henri Cartier-Bressons Reportage über seine Begegnung mit Mahatma Gandhi, dessen Tod und Einäscherung. Marc Riboud ist mit einer neunteiligen Bildserie über Dalmatien vertreten und Jean Marquis mit Aufnahmen aus Ungarn.

Die beiden Magnum Fotografen Robert Capa und Werner Bischof, die beide im Mai 1954 verunglückten, werden in der Ausstellung posthum geehrt. Capa ist mit drei Aufnahmen zu Baskischen Volkstänzen vertreten und Bischof mit einer kleinen Werkübersicht. Erich Lessings Reihe Wiener Kinder ist die einzige Serie, die direkt auf das Ausstellungsland verweist, denn seine Landsfrau Inge Morath präsentiert Bilder aus dem Londoner Stadtteil Mayfair und Ernst Haas eine Serie von zwölf Fotografien aus Ägypten, die während den Dreharbeiten des Films Das Land der Pharaonen von Howard Hawks entstanden.

Als Wanderschau konzipiert, gab es für die Präsentation der Ausstellung verbindliche Angaben, so sollten die Tafeln einer Serie übereinander abschließend gehängt werden, um den Eindruck der Reportage, des fortlaufenden Berichts, zu unterstreichen. Die einzige Ausnahme bildeten die Aufnahmen von Werner Bischof, die nicht aus einer geschlossenen Reportage stammten und somit auch einzeln gehängt werden durften. Die kleinen schwarzen Täfelchen mit den Namen der Fotografen sollten gut sichtbar bei der jeweiligen Reportage-Serie angebracht werden.

Die ebenso renommierte wie weltbekannte Fotoagentur Magnum Photos wurde 1947 von Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Roger und David Seymour gegründet. Am 22. Mai 1947 wurde Magnum Photos Inc. im Register des Gewerbeamtes von New York eingetragen. Die Agentur wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, in einer Kooperative gleichgesinnter Fotografen selbständig organisiert und unabhängig zu arbeiten. Als Augen- und Zeitzeugen prägten die Magnummitglieder das Bild unserer Welt. Bis heute steht Magnum Photos für engagierte Dokumentarfotografie von höchster Qualität.

"Magnums’s first" ist eine gemeinsame Initiative des Fotomuseums Westlicht und Magnum Photos, der historischen Ausstellung nach 53 Jahren, zum zweiten Mal in Wien, ein neues Gesicht und eine neue Plattform zu geben.


Im Rahmen der Ausstellungseröffnung präsentiert WestLicht das neue im Hatje Cantz Verlag erschienene von Peter Coeln, Prof. Achim Heine und Andréa Holzherr herausgegebene Buch "Magnums’s first" – mit einem Einleitungstext von Dr. Christoph Schaden, Kunsthistoriker, Publizist und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Fotografie.

Magnum"s first
8. April bis 18. Mai 2008