Made in Japan, Part II

Die Anfänge der Japansammlung vor 140 Jahren und die gleichzeitige Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Japan und Österreich sind neben dem Museum für Völkerkunde auch in der in der MAK-Schausammlung Asien Ausgangspunkt und Anlass für eine Ausstellung. In "Meiji. Japan um 1900" wird eine Auswahl von 90 Objekten aus Keramik, Bronze, Lack und Porzellan, die im Zeitraum von 1870 bis 1912 entstanden sind, aber auch zu diesem Zeitpunkt erworben bzw. dem damaligen Museum für Kunst und Industrie (heute MAK) geschenkt wurden, präsentiert.

Die Schau thematisiert so auch das bereits damals bestehende Interesse des Museums an zeitgenössischen Objekten sowie das damit verbundene Sammeln aus der Zeit heraus. Aufschlussreich ist dabei vor allem auch der Vergleich zwischen "offiziellen" Objekten, die von staatlicher japanischer Stelle gewidmet wurden, mit jenen, die durch private Schenkungen ans Museum kamen.

Österreich-Ungarn entsandte von 1869 bis 1871 die "k.u.k. Ostasien-Expedition" nach China, Siam und Japan zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen diesen Ländern und Österreich. Arthur von Scala, ein Experte des damaligen Museums für Kunst und Industrie, begleitete diese Forschungsreise, auf der u.a. die ersten japanischen Objekte für das Museum erworben wurden – von denen nur wenige in der Sammlung des MAK erhalten geblieben sind.

Unter der Regierungsdevise "Meiji" (strahlende Herrschaft) übernahm 1868 der erst 16-jährige Tennō Mutsuhito (1852–1912) die Regierungsgeschäfte und führte Japan aus einem jahrhundertealten Feudalsystem in eine konstitutionelle Monarchie nach westlichem Vorbild. Das bewirkte sowohl fundamentale wirtschaftliche und soziale Veränderungen als auch die Forcierung internationaler Beziehungen in mehrfacher Hinsicht: Der Meiji-Tennō verlegte die Hauptstadt von Kyoto nach Edo, das 1868 in Tokyo umbenannt wurde, wandelte das Samuraisystem in ein Heereswesen um und orientierte das Land nach westlichen Idealen.

Die Wiener Weltausstellung 1873, auf der sich Japan als Nation erstmals in Europa mit einer breiten Produktpalette vorstellte, bot viele interessante Kunstwerke, von denen ein großer Teil von der japanischen Regierung an mehrere Museen Europas, darunter auch an das heutige MAK, geschenkt wurde. Schon vor der Wiener Weltausstellung versuchte Japan auf den westlichen Geschmack ausgerichtete Produkte zu erzeugen, was jedoch von keinem großen Erfolg gekrönt war. In der Folge beschloss man daher, sich in Wien mit Erzeugnissen zu präsentieren, die an die eigene Tradition anschlossen. Ein herausragendes Objekt dieser Ausstellung ist eine Lackmalerei in Fächerform von Ikeda Taishin (1829–1903), die 1873 in Wien begeistert aufgenommen wurde. Wie schon in den Jahrhunderten davor beeindruckten Feinheit und Materialvielfalt – vor allem Goldstreulack vor dunklem Hintergrund.

Als einer der bedeutendsten Künstler Japans auf dem Gebiet der Porzellanmalerei ist Kawamoto Masukichi (1831–1907) aus Seto vertreten. Er schuf das Porzellanbild des Berges Fuji. Einerseits schloss er mit dieser Arbeit an die große Tradition der Darstellungen von Katsushika Hokusai an, andererseits zeigt gerade dieses Bild, dass es unter Beibehaltung einer eigenständigen Tradition möglich war, sich westlichen Einflüssen nicht verschließen zu müssen. Nach dem Ende der Weltausstellung wurde dieses Porzellanbild von der japanischen Regierung dem Museum für Kunst und Industrie geschenkt.

Ebenfalls eine Widmung der japanischen Regierung nach dem Ende der Wiener Weltausstellung 1873 an das heutige MAK ist eine große Prunkvase mit Reliefdarstellungen aus der Geschichte Japans (das Gegenstück befindet sich heute im Tokyo Nationalmuseum). Vergleicht man diese repräsentative Bronzearbeit mit zwei Vasen, die das Museum 1901 auf der Glasgow International Exhibition erwarb, so lässt sich innerhalb der Meiji-Zeit die Entwicklung der Formensprache deutlich erkennen. Eine großzügigere Linie in Form und Dekor entsprach mehr dem europäischen Geschmack. Solche Arbeiten wurden zu Schlüsselwerken des Japonismus.

Im Anschluss an die Weltausstellung wurde 1874 das "Orientalische Museum" mit der Hauptaufgabe gegründet, die Handelsbeziehungen zwischen asiatischen Ländern und der Monarchie zu fördern. Diese Sammlung wurde 1892 mit bedeutenden Widmungen von Heinrich Siebold und Hermann Mandl, unter denen neben historisch bedeutsamen Objekten auch zeitgenössische Lacke, Keramiken und Bronzearbeiten zu finden waren, ergänzt und 1907 vom Museum für Kunst und Industrie übernommen.

Viele der in der Schau gezeigten Werke wurden schon bei internationalen Ausstellungen präsentiert, andere, vor allem Geschenke von Japanreisenden, werden zum ersten Mal gezeigt. Diese manchmal seltsam anmutenden Objekte zeigen den Geschmack der Zeit und das oft persönliche Interesse an dem damals noch fernen Land.


Meiji. Japan um 1900
15. April bis 4. Oktober 2009