Luca Matti und Lucio Pozzi in der Bludenzer Galerie Allerart

Nach der sehr meditativ gehaltenen Auftaktausstellung zum Schaffen der Vorarlberger Künstlerin Margit Krismer setzt die Bludenzer Galerie Allerart ihr letztes Programmjahr unter der Kuratorenschaft von Alfred Graf mit einer Werkschau von Luca Matti und Lucio Pozzi fort. Bei den beiden Italienern verschwimmen die Grenzen zwischen Design, Gravur, Malerei, Video-Animation und Skulptur. Sowohl bei Matti als auch bei Pozzi beeinflussen sich die verschiedenen Sparten und vermischen sich gegenseitig.

Lucio Pozzi kam 1935 in Mailand zur Welt und studierte Architektur ebenda. Als Gast des Henry Kissinger"s Harvard International Summer Seminar reiste er 1962 in die USA und lebt und arbeitet seither abwechselnd in New York und Valeggio sul Mincio. Letzteres befindet sich in der italienischen Provinz Verona. Das Werk von Pozzi, der auf eine ungewöhnlich lange Ausstellungsbiografie verweisen kann und unter anderem an der 6. Documenta in Kassel teilgenommen hat, variiert von kleinen, figurativen Malereien über Landschaften bis zu graffitiähnlichen, großformatigen Zeichnungen. Darüber hinaus arbeitet er auch installativ und skulptural und setzt zur Umsetzung gestalterischer Prozesse immer wieder auch auf die Medien Video und Performance. Luca Matti wiederum, Jahrgang 1964, stammt aus der toskanischen Hauptstadt Florenz. Er ist Maler und Bildhauer mit einem Faible für Animationen, Geometrien und der Abwesenheit von Farbe. Seine grosse Obsession gehört der Auseinandersetzung mit Zeit und Raum. Das ständige Bauen, die architektonische Verdichtung der Lebensräume und die Entwicklung rigider Bauformen haben maßgeblichen Einfluss auf sein aktuelles künstlerisches Tun. In seinen Arbeiten brechen sich unter anderem die Visionen komprimierter Städte, in denen sich parallel und endlos aneinandergereihte neue babylonische Turmbauten brechen und die städtischen Agglomerationen wie entvölkerte Bauwüsten erscheinen lassen. In dieser Zwei-Personen-Ausstellung in der Galerie allerArt präsentiert Lucio Pozzi aktuelle Beispiele aus seinem Zyklus "Diffraction Paintings" (Beugungsbilder). Die teils in warmen und pastosen Farben gehaltenen Exponate Pozzis treten dabei in einen direkten Dialog mit den sehr grafisch wirkenden Schwarz-Weiß-Arbeiten Mattis. Die kleinformatigen Acryl-Gemälde Pozzis sind horizontal durch eine scharfe Kante in zwei separate Farbfelder geteilt. Und beide Farbfelder wiederum für sich sind unterbrochen durch ein oder zwei Markierungen. Diese Unterbrüche erreicht er, indem er aufgebrachte Klebestreifen mit übermalt und dann abzieht. Die so erhaltenen Streifen in den zwei Farbfeldern sind zueinander versetzt, korrespondieren aber miteinander, indem sie in der derselben Farbe wie die Grundfarbe gehalten sind. Die sehr poetisch wirkenden Farbfeldmalereien Pozzis stehen in einem eigenwilligen Kontrast zu den teils düsteren, teils sehr ornamental daher kommenden schwarz-weißen Turmstädten von Luca Matti. In der Gesamtschau ergibt sich ein Universum aus Geschichten, Vorschlägen und Träumen, - eine Fiktion in Schwarz, Weiß und Farbe.
Lucca Matti – Lucio Pocci 26. Februar bis 3. April 2016