Mit der Präsentation von Arbeiten des aus Hohenems stammenden Künstlers Lorenz Helfer widmet sich die Galerie.Z, die ihren Schwerpunkt auf die Zeichnung gelegt hat, einmal mehr der Malerei. Diese bewusste Entscheidung, die selbst auferlegte inhaltliche Strenge immer wieder zugunsten einer bereichernden Vielfalt zurückzustellen, entspricht einem zeitgemäßen Verständnis von Programmatik. Darüber hinaus eröffnet sich für die Künstler:innen, die ohnehin überwiegend in mehreren Genres kreativ sind, eine weitere Ausstellungsmöglichkeit.
Genau dies trifft auf Lorenz Helfer zu. Denn zuletzt überraschte er 2022 in der Galerie.Z mit einer raumgreifenden Papierarbeit, auf der er verschiedene Restaurantszenen zeichnerisch festhielt. Damit stellte er, der an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Wolfgang Herzig und Johanna Kandl Malerei studierte, diese oft zu Unrecht unterschätzte Kunstgattung auf dieselbe Ebene wie die Malerei. Er bezeichnete sie sogar als wesentlichen Bestandteil seines künstlerischen Schaffens, an dem er vor allem die Möglichkeit des intensiven Experimentierens schätzt.
Nicht weniger intensiv lebt er das malerische Experiment in der aktuellen Ausstellung „Tagebuch“ aus. Lorenz Helfer versteht darunter die herausfordernde und stetige Suche nach neuen Wegen, die sich in seinem facettenreichen Werk deutlich ablesen lässt. Zentral ist für ihn das Spiel mit Schärfe und Unschärfe, das er virtuos als dramaturgisches Mittel einsetzt. Im Rahmen der vorangegangenen Ausstellung in der Galerie.Z bemerkte er, dass sich seine Figuren kontinuierlich freier bewegten und die Genauigkeiten verschwanden. „Es blieb eine Malerei zurück, die nur noch sich selbst dient“, konstatierte er. Den Bildern die Freiheit zu nehmen, sie zu sehr zu kontrollieren, widerstrebt ihm völlig. Deshalb erlaubt er sich auch nicht, eine Idee an den Anfang des Malens zu stellen.
Stattdessen ringt er darum, seinem Arm und der Farbe zu vertrauen. Sie gewähren zu lassen. Die meiste Zeit investiert er deshalb ins Schauen. Das braucht Zeit und Konzentration. Denn Entscheidungen müssen getroffen werden: Braucht es mehr von einer Farbe? Stört etwas und muss weg? Solche Fragen stellt sich der Künstler immer wieder und beschreibt seine Arbeitsweise sehr selbstkritisch und offen. Auch im „Tagebuch“ setzt sich Lorenz Helfer intensiv mit dem Farbauftrag auseinander. Einmal entscheidet er sich für lasierend transparent, dann wieder für kräftig pastos. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass die Bildtiefe verstärkt wird. Diese Qualität, die ihm ein großes Anliegen ist, zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Bewusst wechselt der Träger mehrerer renommierter Auszeichnungen seine Farbpalette. Beispielhaft sei hier sein überzeugender Beitrag zu „Aggressive Pink“ im Künstlerhaus Bregenz genannt. Lorenz Helfer scheut kaum etwas mehr, als in seinem künstlerischen Ausdruck stehen zu bleiben. Indem er sich von an der Universität Gelerntem befreit und die unbekannten Möglichkeiten neuer Farben erkundet, schützt er sich erfolgreich davor. Sich auf den bisherigen künstlerischen Erfolgen auszuruhen, kommt für ihn nicht in Frage. „Es ist das unerschöpfliche Potenzial der Malerei und meine Liebe zu ihr, die mich antreibt“, nennt er als seine wesentliche Motivation.
Während Lorenz Helfer gerne ausführlich und authentisch über seine Arbeitsweise spricht, äußert er sich nicht zu den Inhalten seiner Werke. „Meine Sprache ist die Malerei. Ein Kommentar wäre ein Eingeständnis des Scheiterns“, begründet er seine Auffassung. Sein „Tagebuch“ spricht im Sinne des Künstlers für sich.
Lorenz Helfer
„Tagebuch“
Ausstellungseröffnung: Donnerstag 24.10.2024, 19:30 Uhr
Der Künstler ist anwesend und spricht zu seinen Arbeiten
Ausstellungsdauer: 24. Oktober bis 23. November 2024