Logan Lucky

26. September 2017 Walter Gasperi
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Nach vier Jahren Leinwandabsenz kehrt Steven Soderbergh mit einem Spannung und Witz souverän mischenden Heist-Movie, in dem auch sozialkritische Töne nicht fehlen, zurück. – Eine hinreißende Gaunerkomödie, die mit sichtlicher Lust inszeniert und gespielt ist und auch mit markanter Figurenzeichnung punktet.

Nach mehrmaliger Ankündigung hat sich Steven Soderbergh 2013 nach "Side Effects" aus Frust über die Arbeitsbedingungen in Hollywood vom Kino zurückgezogen. Ein Glück für jeden Filmfan, dass sich der 54-Jährige nun doch wieder zurückmeldet, denn mit "Logan Lucky" legt er eine wunderbar entspannte und mit einer Lust, die ansteckend wirkt, inszenierte und gespielte Gaunerkomödie vor.

Schon nach wenigen Minuten hat dieser Film den Zuschauer im Griff, hat Soderbergh Sympathien für den hinkenden Jimmy Logan (Channing Tatum) aufgebaut, der alles andere als Lucky ist. Hier stimmt nicht nur die Chemie zwischen Channing Tatum und seiner Filmtochter Farrah Mackenzie, sondern man spürt im Zusammenspiel von Kamera und Schnitt, für die Soderbergh unter den Pseudonymen Peter Andrews bzw. Mary Ann Bernard verantwortlich zeichnet, und John Denvers "Country Roads", wie souverän Soderbergh das Handwerk beherrscht, wie locker und spielerisch leicht er inszenieren kann.

Auf der Highschool war dieser Jimmy zwar Star der Football-Mannschaft, doch eine Knieverletzung beendete früh diese Karriere. Nun scheint ein Fluch auf der Familie zu lasten, hat doch sein Bruder Clyde (Adam Driver) bei einem Irak-Einsatz einen Arm verloren. Als Jimmy auch noch seinen Job verliert, beschließt er mit Bruder und Schwester eine Autorennstrecke mit einem raffinierten Plan auszurauben.

Mit ins Boot muss dazu aber auch der Tresorknacker Joe Bang (Daniel Craig) geholt werden, der aber gerade im Gefängnis sitzt und zudem nur mitmachen will, wenn auch seine Brüder am großen Coup beteiligt werden. Diese sind aber nicht nur keine großen Geister, sondern fordern auch eine moralische Rechtfertigung für den Überfall…

Die Grundhandlung ist ähnlich wie bei Soderberghs großartigem "Ocean´s 11", doch mit der Wahl des ländlichen West Virginia statt des glamourösen Las Vegas als Schauplatz haben sich auch die Typen geändert. Statt noblen Edelgangstern wollen sich hier vom Leben gebeutelte Underdogs zurückholen, was ihnen zumindest ihrer Meinung nach zusteht.

An die Coen-Brüder erinnert der Film im Milieu und den herrlich schrägen Typen. Trocken spielt Adam Driver den einarmigen Barkeeper, sichtliches Vergnügen hat aber vor allem Daniel Craig als Häftling Joe Bang aus seinem Bond-Image auszubrechen.

Einfallsreich treiben Soderbergh und Drehbuchautorin Rebecca Blunt, deren Name womöglich ein Pseudonym für Soderbergh selbst oder seine Frau Jules Asner ist, mit trickreichen Wendungen die Handlung voran und sorgen auch mit ihrem Gespür für witzige Details und hervorragende, teils herrlich absurde Dialoge dafür, dass kein Leerlauf aufkommt.

Der wunderbar leichthändige Mix aus Spannung und Witz unterhält aber nicht nur bestens, sondern Soderbergh zieht mit seiner Lust an der Anarchie den Zuschauer auch ganz auf die Seite der Gauner, lässt um sie zittern.

Gleichzeitig kann man den Film aber auch als Reflex des Starregisseurs auf seine eigene Situation sehen. Denn Soderbergh hat diesen Film nicht nur außerhalb der großen Studios finanziert, sondern auch über seine eigene Firma in den USA in die Kinos gebracht. Wie seine Protagonisten rebelliert er so gegen das System, dreht lustvoll sein Ding.

Nie aufgesetzt, aber doch unübersehbar mischt sich dabei unter die Gaunerhandlung auch Sozialkritik, wirft "Logan Lucky" wie auch schon David Mackenzies "Hell or High Water" beiläufig, aber doch prägnant immer wieder einen Blick auf die bittere Situation der einfachen Amerikaner und übt Kritik am Establishment.

Kein Wunder also, dass diese Gauner dann auch im Geheimen vom Volk als Helden gefeiert werden, lassen sie doch an ihrer Beute auch andere sozial schwache Bekannte teilhaben, die teilweise unwissentlich zu ihrem Erfolg beitrugen. Nicht nur musikalische Untermalung ist hier Denvers "Country Roads", sondern kündet auch von einer Sehnsucht der Protagonisten und auch Soderberghs nach einem anderen Amerika, in dem man sich wieder beheimatet fühlen kann.

Und auch hier decken sich Filmhandlung und Soderberghs Vermarktungs-Methode zumindest teilweise, beteiligt der Regisseur – zumindest in den USA - seine Mitarbeiter doch zu etwa 50% an den Einnahmen aus den Eintritten.

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Trailer zu "Logan Lucky"