Literarische Welt im Thomas-Mann-Fieber

Der deutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann schuf mit Romanen wie "Buddenbrooks", "Der Zauberberg" oder "Joseph und seine Brüder" Weltliteratur. Im Exil avancierte er zum wortgewaltigen Widerpart Adolf Hitlers. Am 6. Juni nun jährt sich zum 150. Male sein Geburtstag. Schon seit Monaten befindet sich die literarische Welt in einem regelrechten Thomas-Mann-Fieber, und nicht nicht nur in Deutschland, sondern international sind zahlreiche Gedenkveranstaltungen geplant. Und nach den verheerenden Bränden in Los Angeles wird im kalifornischen Pacific Palisades an diesem Gedenktag das ziemlich unversehrt gebliebene Exil-Haus von Thomas Mann feierlich wiedereröffnet

Zentraler Höhepunkt in Deutschland soll ein Festakt am 6. Juni in seiner Geburtsstadt Lübeck werden. Am selben Tag wird eine Ausstellung des Buddenbrookhauses mit dem Titel "Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie" eröffnet. Um das politische Engagement des Autors, mit dem er sich zu Lebzeiten viele Feinde machte, geht es auch in einigen Büchern, die in den vergangenen Monaten auf den Markt gekommen sind.  

Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in eine Lübecker Kaufmanssfamilie hineingeboren. Weder er noch sein älterer Bruder Heinrich hegten Ambitionen, das Vater geschaffene Handelshaus weiterzuführen. Deshalb wurde es liquidiert und die Familie übersiedelte nach München. Eine Rente aus dem väterlichen Vermögen bescherte ihm  ein finanziell sorgloses Leben als freier Schriftsteller. 

Erst 25-jährig veröffentliche Mann 1901 seinen ersten Roman "Buddenbrooks", für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Nach "Buddenbrooks" folgten "Novellen" und Erzählungen wie "Tonio Kröger", "Tristan" und der "Tod in Venedig". Der 1924 veröffentlichte "Zauberberg", mit dem er die Tradition des europäischen Bildungsromans fortführte, führt Manns Gestaltungskunst vor Augen: Der Erzähler wahrt eine skeptisch-ironische Distanz zu den Figuren, typische Konstellationen kehren leitmotivisch wieder, und es herrscht ein syntaktisch komplexer, anspruchsvoller Stil. Diese Merkmale prägen auch die folgenden Veröffentlichungen wie die Novelle "Mario und der Zauberer", die Romantetralogie "Joseph und seine Brüder" sowie das Spätwerk "Doktor Faustus".

Weithin Beachtung fanden auch seine Essay und Stellungnahmen zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Fragen. Stand er der westlichen Demokratie zunächst skeptisch gegenüber, wandelte er sich zu Beginn der 1920er Jahre zu einem überzeugten Verteidiger der Weimarer Republik. Während der nationalsozialistischen Herrschaft  emigrierte er 1933 in die Schweiz, wo er 1936 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft annahm, und 1938 in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1944 erhielt. Von 1952 bis zu seinem Tod lebte er wieder in der Schweiz.

Obwohl Thomas Mann in seinen Tagebüchern freimütig über seine homoerotischen Neigungen plauderte, hatte er eine bürgerliche Ehe geschlossen und 1905 die junge Katia Pringsheim (1883-1980) geheiratet, Spross einer schwerreichen Münchner Bankiers- und Professorenfamilie. Die sechs Kinder kamen quasi paarweise zur Welt: erst Erika und Klaus (1905/06), dann Golo und Monika (1909/10), schließlich Elisabeth und Michael (1918/19).

Der berühmte Schreibtisch, den Thomas Mann mit ins Exil genommen hatte, ist in der Dauerausstellung des Thomas-Mann-Archivs der ETH Zürich zu sehen.