Paul Lipp und Reto Leuthold testen seit 2003 als Lipp & Leuthold die Möglichkeiten der gemeinsamen Bilderfindung, arbeiten aber gleichzeitig auch individuell als Künstler. Ihre kleinformatigen Malereien, grossformatigen Leinwände und Objekte erzählen vom Dialog der beiden Künstler miteinander und mit der Kunstgeschichte.
Dabei loten Lipp & Leuthold die Grenzen des Mediums Malerei aus und stacheln sich an, diese immer weiter zu verschieben. Das Künstlerduo spielt sich bei der gemeinsamen Arbeit am Bild malerische Entwürfe zu, die in weiteren Arbeitsgängen ergänzt, übermalt und abgeändert werden, bis sich eine gültige Komposition herauskristallisiert und verfestigt. Mit ihrer Arbeitsweise untersuchen sie Autorschaft sowie die Möglichkeiten und Bedingungen der gemeinsamen Bildproduktion. Lipp & Leuthold bedienen sich verschiedener Techniken und Bildsprachen und lassen dabei den Farbauftrag, die Spuren unterschiedlicher Werkzeuge oder den Prozess der Formfindung ihre Werke definieren. Sie arbeiten mit Acrylfarbe und Spraydose, applizieren Farbhäute aus Acryl auf die Leinwand und drucken einzelne Motive im Siebdruckverfahren auf. Mit Humor integrieren Lipp & Leuthold Banales, Unsinn und Versatzstücke aus der Alltagskultur und der Geschichte der Malerei in ihre Werke.
Für die Ausstellung "I Licked the Yellow Suit of the Sun" entstehen neue Arbeiten, in denen Lipp & Leuthold erforschen, wie sich Drucktechniken und Malerei verschränken lassen. Die Künstler tragen Bildelemente mit Siebdruck auf, beispielsweise eine Ente oder einen groben Schwarz-Weiss-Verlauf. Diese wiederkehrenden gedruckten Motive setzen die Künstler auf den grossformatigen Bildern wieder in Malerei um. So spielen sie mit den Techniken und ihrer jeweiligen Ästhetik und verwischen dabei die Grenzen zwischen Druck und Malerei, zwischen Reproduktion und Original.
Wann wird eine Leinwand zum Bild? Die beiden Künstler definieren bei jedem Werk gemeinsam, wann ein Bild fertig ist. Dabei sind sie sich nicht zwingend einig. In dieser Diskussion geben sie zudem der Leinwand eine Stimme. Wenn eine Leinwand nicht gelingt oder in den Augen der Erschaffer "zu schön" geworden ist, zu offensichtlich ein Bild sein will, ist die Antwort der Künstler radikal: Für die Ausstellung zerschneiden sie diese kurzerhand und verarbeiten sie zu einer Serie von Gefässen. Die so entstandenen Objekte erinnern an Vasen, ein Gegenstand, der wiederum für das Dekorative und Schöne steht.
Die Rahmung kleinformatiger Malereien erinnert an Schlagrahm oder Buttercreme. Die Serie gibt Einblick in die Motivwelt von Lipp & Leuthold: Eine Blume, vielleicht aus einem klassischen Stillleben entliehen, taucht rauchend und tanzend oder welkend und über den Vasenrand hängend auf. Auch das Genre des Selbstporträt greifen Lipp & Leuthold auf und porträtieren sich selbst als Glacekugeln.
Lipp & Leuthold - I Licked the Yellow Suit of the Sun
10. Juli bis 19. September 2021
Kuratiert von Laura Breitschmid