Lieber Aby Warburg, was tun mit Bildern?

Die Ausstellung "Lieber Aby Warburg, was tun mit Bildern?" zeigt 22 jüngere Positionen der Gegenwartskunst, die einen besonderen Umgang mit Fotografien, meist Reproduktionsfotografien oder gefundenen Fotografien, praktizieren. Ausgehend von der anhaltenden Faszination für den Bilderatlas von Aby Warburg, ist diese Referenz im Titel auch eine Hommage an den "künstlerischen" Kunsthistoriker. Während zwei Projekte sich konkret auf die Arbeit von Aby Warburg beziehen, ist der Bezug bei den anderen Arbeiten eher assoziativer Art.

Heute schätzen wir – aus der Sicht der Gegenwartskunst – den Bilderatlas von Warburg, weil er variable, unsystematische Ordnungsparameter hat, aber auch weil die Zusammenstellung von divergenten Bildquellen zusammen mit dem Trägermaterial und den Fixierungen – als eine ästhetische Einheit – äußerst provisorisch und haptisch wirkt. Die neue Verfügbarkeit von Reproduktionen legte es in Warburgs Zeit nahe, Bilder in Nachbarschaft anderer Bilder in ihrem Aussagepotential zu testen und mithilfe dieser Ensembles Thesen aufzustellen und zu prüfen. Die Verfügbarkeit von reproduzierten Bildern ist heute selbstverständlicher denn je.

Das Interesse an fotografischem Material, am Träger dieses Materials, an räumlichen Inszenierungen, auch der zeitlichen Folge in Diaprojektion und Film, ist in der aktuellen Kunst unübersehbar. Neben Sammlung, Ansammlung, archivierenden und ordnenden Verfahren zeigt die Ausstellung auch hybride Verbindungen von fotografischem Material mit Malerei und Skulptur.

Fotografisches Material in Kombination mit anderen künstlerischen Medien verdeutlicht, wie eine fotografische Diskursivität jenseits der Konstellation von Einzelbild und Serie vorstellbar ist. Gestische Anordnungen, Verwebungen, Montagen, Formungen zeigen, wie fotografische Bilder zum Sprechen gebracht werden können. Die Bedeutung eines fotografischen Bildes liegt nicht im Bild selbst, sondern entscheidend sind der Kontext und die Aktualisierung. Der Umgang mit Bildern ist, so wird die Ausstellung zeigen, eine ästhetische und eine ethische Handlung.

Teilnehmende Künstler: Özlem Altin, Tobias Buche, Mariana Castillo Deball, Marianna Christofides, Koenraad Dedobbeleer, Katalin Deér, Thea Djordjadze, Hervé Garcia, Cécile Hummel, Ulrike Kuschel, Alexandra Leykauf, Elke Marhöfer, Katrin Mayer, Lia Perjovschi, Manfred Pernice, Abigail Reynolds, Paula Roush, Ines Schaber und Stefan Pente, Eske Schlüters, Batia Suter, Simon Wachsmuth und Haegue Yang.

Lieber Aby Warburg, was tun mit Bildern?
Vom Umgang mit fotografischem Material
2. Dezember 2012 bis 3. März 2013