Liebe in Zeiten der Revolution

Im Herbst 2015 beleuchtet das Kunstforum Wien die bahnbrechenden Errungenschaften der russischen Avantgarde unter einem neuen Aspekt: dem Künstlerpaar. Gleichberechtigte Produktions- und Lebensformen von Künstlern und Künstlerinnen im Kontext der Oktoberrevolution (1917) unterlaufen nicht nur das Image vom "einsamen künstlerischen Genie", sondern forcieren auch die Verflechtung von Kunst und Leben, Öffentlichem und Privatem. Künstlerpaare wie Wawara Stepanowa und Alexander Rodtschenko oder Natalja Gontscharowa und Michail Larionow verknüpften sämtliche Sparten künstlerischen Schaffens mit Theoriebildung und ästhetischer Aktion und formulierten über ihre Kunst den politischen Anspruch nach einer Lebensveränderung.

Das Phänomen gleichberechtigter Künstlerpartnerschaften lässt sich nur vor dem Hintergrund der emanzipierten Stellung von Künstlerinnen in der russischen Avantgarde nachvollziehen. Die Schau geht der Frage nach, welche Formen der Zusammenarbeit und Ausprägungen von Beziehungs- und Machtverhältnissen die russische Avantgarde hervorgebracht hat und welche strukturellen Besonderheiten sich daraus im Hinblick auf künstlerische Identität, Kreativität und Produktion ergeben. Die Ausstellung zeichnet die Genealogie der russischen Avantgarde nach: von ihren vorrevolutionären Anfängen, der Entwicklung in die Abstraktion im (Kubo-)Futurismus und Suprematismus, über die Neugestaltung der Wirklichkeit in Konstruktivismus und Produktionskunst bis hin zu ihrer Indienstnahme durch die totalitäre Propaganda des Stalinismus.

Die Tretjakow-Galerie, Moskau, und zahlreiche private Leihgeber unterstützen die Ausstellung mit zentralen Arbeiten aus ihren Sammlungen.


Liebe in Zeiten der Revolution
Künstlerpaare der russischen Avantgarde
14. Oktober 2015 bis 31. Jänner 2016