... liebe ich ein bisschen mehr

4. März 2015 Rosemarie Schmitt
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Geboren wurde er als Deutscher. Laut Taufregister (1685) war er Georg Friederich Händel, genannt wurde er jedoch Georg Friedrich Händel. Er starb als Engländer namens George Frideric Handel in London (1759). Händel war Hofkapellmeister in Hannover und wünschte sich vermutlich kaum etwas sehnsüchtiger, als Opern zu komponieren und auf die Bühne zu bringen. Doch auf welche? Das Opernhaus hatte geschlossen. Kein Opernhaus - keine Arbeit.

Also berief der Komponist sich auf eine Klausel des Vertrages, die ihm für ein Jahr seine Bezüge sicherten, während es ihm erlaubt war, sich vom Hofe zu entfernen. Er beschloss, ins entfernte England zu gehen. In Hannover ward er als Mister Handel nur noch einmal gesehen, seine Musik in London unzählige Male gehört! Er hatte seine und auch die Heimat für seine Musik gefunden. In London setzte er seine Musik, seine Opern, in Szene - für Ohr und Aug‘.

Zu meinem Vergnügen veröffentlichte Arthaus Musik GmbH (Naxos Deutschland GmbH) zum Jahresbeginn "The Handel Festival Collection"! Diese Kollektion beinhaltet drei Opern der Händelfestspiele Halle sowie eine Dokumentation über das Leben dieses großartigen Komponisten. Kenner der Barockmusik, wie etwa Christopher Hogwood, Alan Curtis, Trevor Pinnock, und Nachkommen seiner Freunde und Förderer kommen darin zu Wort.

Doch nicht die Worte alleine sind es, die diese DVD- und CD-Kollektion zu etwas Besonderem machen. Mehr als 12 Stunden Händel für Liebhaber der Barockoper und für Schaulustige! Ich liebe seine Musik bereits seit langer Zeit, und nun noch ein wenig mehr. Bei jenen drei Opern der Kollektion handelt es sich um "Admeto" (Festspiele Halle 2006, 2 DVD`s plus 2 CD‘s!), "Teseo" (Festspiele Halle 2004, 1 DVD) und "Tamerlano" (50. Festspiele Halle 2001, 2 DVD‘s). Jede der DVD-Aufnahmen enthält unterhaltsames und wissenswertes zusätzliches Material sowie ein Booklet mit Erläuterungen zu Werk, Aufführung, Handlung und Künstler des jeweiligen Werkes.

Nennen Sie mich eine Banausin, doch ich überhörte beim Hören tatsächlich sämtliche Rezitative und erfreute mich an den Arien. Außer bei "Admeto"! Bei dieser Oper ließ ich nichts aus! Ja, ich dachte überhaupt nicht daran! Es ist ohne Zweifel jene Aufnahme, die mich bei "The Handel Festival Collection" am meisten begeistert. Obwohl ich grundsätzlich moderne Inszenierungen nicht mag. Wie alle Händel-Ouvertüren mag ich auch diese sehr. Es folgte gleich zu Beginn des ersten Aktes eine der lebhaftesten Darstellungen des Todes, die ich je sah und hörte. Und dann folgten zwei wundervolle weitere Akte (mit deutschem Untertitel auf Wunsch / meiner war’s).

"... Meine Brust ist mit Freude gefüllt ..." "Du suchst Liebe und wirst Wut finden!" Ist er nicht bedauernswert, der Admeto? Ist er? Umarmt er die Eine, verletzt er die Andere! Was tun, Admeto, dass es nicht das Herz zerreißt? "Welcher folge ich? Welche lasse ich?"

Sie, liebe Leser können wie ich, alle drei Opern dieser Kollektion gleichzeitig lieben (wenn auch nicht gleichzeitig sehen und hören), ohne dass es mir oder Ihnen das Herz zerreißt. - Oder? "Welcher folge ich? Welche lasse ich?" Ich lasse keine, doch Admeto liebe ich ein bisschen mehr ...

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt