Lichtinstallationen zwischen Schein und Wirklichkeit

Anlässlich der Internationalen Lichttage Winterthur, die vom 3. bis 25. November 2007 stattfinden, zeigt das Gewerbemuseum in einer Einzelausstellung bis Anfangs Januar 2008 Lichtinstallationen von Andre Bless (* St. Gallen 1950). Bless beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit bereits seit den 1980er Jahren mit dem Medium Licht. Dabei arbeitet er vorwiegend mit projiziertem Licht von Diaprojektoren und Beamern, mit denen er subtile Eingriffe in Räume und alltägliche Situationen vornimmt. Seine Arbeiten sind Versuchsanordnungen, die Fragen an unsere Wahrnehmung aufwerfen – Irritation, Simulation oder auch Täuschung sind die Mittel dafür.

In einem Dialog von natürlichem und künstlichem Licht schafft André Bless ambivalente Situationen, in denen sich die Grenzen zwischen Realität und Projektion verwischen. Mit einer reduzierten Arbeitsweise untersucht er dabei das Spannungsfeld zwischen Materialisierung und Entmaterialisierung der Dinge oder auch das Verhältnis zwischen Konstanz und Flüchtigkeit. Damit wirft Bless den Betrachter stets erneut auf Fragen nach der Verhältnismässigkeit der eigenen Sichtweisen zurück und stellt die Relativität der Wahrnehmung der Wirklichkeit ins Zentrum seiner künstlerischen Intentionen.

So beruht beispielsweise die Arbeit "Greeting Hopper" auf sehr exakten Beobachtungen von Licht und Schatten respektive von Kunst- und Naturlicht. In dieser ortsbezogenen Diainstallation aus dem Jahr 2000 projizierte André Bless in einem Raum mit mehreren Fenstern ein Lichtfeld mit Fensterkreuz an eine Wand, das erst bei genauem Hinschauen oder beim Eindunkeln und der Abnahme des natürlichen Aussenlichts als künstliches Licht erfahrbar wurde. Dank präzisen Überblendungen des Naturlichts durch Kunstlicht lotete Bless in dieser Arbeit die Grenzen unserer Wahrnehmung aus und lenkte den Blick auf kaum wahrnehmbare Veränderungen von Lichtphänomenen.

Im Gegensatz dazu ist die eigens für die aktuelle Ausstellung im Gewerbemuseum konzipierte Arbeit "Transient Lights" (2007) eine vollständig künstliche Inszenierung. Die Videoinstallation erzeugt eine nächtliche Raumsituation, welche den Licht- und Schattenwurf vorbeifahrender Autos durch die Fenster des Museums simuliert. In Wirklichkeit wurden Lichteinfall wie auch Geräusche der Fahrzeuge an einem andern Ort der Stadt aufgenommen. Gleichwohl hinterlässt die im Museum reproduzierte Situation den Eindruck von bewegten Fensterschatten, die im Rhythmus der Scheinwerfer vorbeifahrender Autos durch den Raum wandern. Gleichzeitig wird der Schatten des Betrachters paradoxerweise aus dem Innern des Raumes auf die Wände geworfen, sodass eine Umkehrung der gewohnten Verhältnisse entsteht.


André Bless - Transient Lights
3. November 07 bis 2. Januar 08

Sonderöffnungszeiten während der Internationalen Lichttage:
Montag 17 - 20 Uhr
Di bis So 10 - 20 Uhr