Let's remember Signe & Hasso Gehrmann

Im Rahmen der Schau "Remember Hasso und Signe Gehrmann" zeigt die Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle derzeit  Werke des Künstlerpaares, die bisher noch nie öffentlich zu sehen waren, beispielsweise Zeichnungen aus Signe Gehrmanns italienischen Skizzenblöcken sowie fotorealistische Tempera-Darstellungen von Hasso Gehrmanns Design-Produkten bzw. -Entwürfen.

In einem Interview von 2007, das das Vorarlberg Museum online gestellt hat (https://www.vorarlbergmuseum.at/ausstellungen/hasso-gehrmann/#), erläutert Hasso Gehrmann, dass er im Zweiten Weltkrieg drei Mal verwundet und drei Mal gerettet worden sei. Nach dieser „Hölle“ sei dann das „Himmlische“ gekommen, auch wenn die Zeiten damals materiell noch äusserst beschränkt gewesen seien. Aber er meinte damit den Beginn der künstlerischen und designmässigen Produktion und dann vor allem die Partnerschaft mit Signe, mit der er 1949 heiratete und mit er sich dann gleichsam sechs Jahrzehnte im Duett durch die Welt des Kunst und Designs bewegte. Hasso Gehrmann im besagten Interview: „Signe hat alles mitgemacht.“ Sie sei als Malerin und Schmuckdesignerin immer ganz mit ihm zusammen gewesen und habe trotzdem völlig andere künstlerischen Tendenzen verfolgt als er. Aber wenn eine Ausstellung anstand, dann hätten sie zumeist gemeinsam ausgestellt.


Der 1924 im deutschen Weißenfels geborene Hasso Gehrmann war als Entwerfer von Haushaltsgeräten für die AEG und später als Chefdesigner der Elektra Bregenz ein vielbeschäftigter Industriedesigner. Trotzdem sah er sich in der Hauptsache als Künstler und Denker. Als Künstler ist er klar in die Tradition der Klassischen Moderne einzureihen. So schätzte er die ganz Großen ihrer Zeit wie etwa Picasso, Braque, Baumeister und Klee, aber auch Le Corbusier und das Bauhaus insgesamt und bewegte sich im Gleichschritt mit diesen Positionen. Sowohl in der Malerei als auch in der Zeichnung sind diese „Vorbilder“ immer wieder markant spürbar. Dennoch entwickelte Hasso Gehrmann einen unverkennbaren und unverwechselbaren eigenen „Stil“, „der sich einerseits im ‚Strich‘ (der Zeichnung) zu erkennen gibt, der aber sehr stark auch mit seiner Suche nach der ‚Grammatik‘ der Gestaltung zu tun hatte. Das ganzheitliche Denken, das aus allen Koordinaten des Gehrmannʼschen Œuvres hervortritt, wird vor allem in diesem Zeichnerischen sichtbar. Das zeichnerische Werk ist Spiegel seiner Gedankenwelt und legt dar, wie seine Kunst entsteht. So, wie Gehrmann gedacht hat, führte er auch den Bleistift oder die Tuschfeder. 

Signe Gehrmann, geboren 1926 in Heidelberg, studierte beim „Bauhausler“ Hans Haffenrichter Malerei, in Schwäbisch-Gmünd an der Staatl. Höheren Fachschule Email- und Metalltechniken und lernte weiters bei der damals sehr bekannten Goldschmiedin Käthe Ruckenbrod Schmuckdesign. Ihr Schaffen reicht weit über die Disziplinen Graphik, Tafel - und Wandmalerei hinaus und schliesst die Emailkunst, die Batikmalerei, die Goldschmiedeskulptur und das Schmuck- und Möbeldesign mit ein. In ihrem Schaffen verband sich Gestaltungskompositorik und Handwerk zu einem symbiotischen Gesamtkunstwerk.     

Sohn Lucas Gehrmann bei der Vernissagrede: "Signe liebte die Sonne und daher den Süden fast noch mehr als den oft verhangenen See, sodass beide mehrere Wochen im Jahr in Forío d’Ischia bei Neapel verbrachten – am Meer wie auch in einer griechisch-römisch-sarazenisch geprägten Kulturlandschaft, die sie seit Anfang der 1950er Jahre – stets mit Zeichenblock und Kamera bewehrt – erkundet hatten. Hasso tüftelte unter dem insularen Sternenhimmel an seiner 'Subjektiven Geometrie', während Signe ihre Eindrücke des Tages in ihre Zeichenblöcke übertrug, um sie zuhause in farbintensive Seidenmalereien und Emailbilder zu verwandeln."   
 

Für die Ausstellung „Remember Hasso & Signe Gehrmann“ hat Lisi Hämmerle Zeichnungen
aus Signes Reise-Blöcken ausgesucht, die bis dato nie öffentlich gezeigt wurden. Dazu sind daraus entstandene Seiden- und Emailbilder aus ihrem noch kaum pubilizierten Nachlass zu sehen.  

Ihren letzten gemeinsamen Kunst-Auftritt hatten Signe und Hasso 2007 übrigens laut Lucas Gehrmann im Bregenzer "Magazin 4“, wo ihnen die Ehrenmitgliedschaft von „Design Austria“ verliehen und ein kurz zuvor vom Wiener „Institut für kulturresistente Güter“ gedrehtes Videoporträt
uraufgeführt wurde.        

Remember Hasso und Signe Gehrmann
Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
Noch bis 13.6.
Mi-Sa 15-19 n.n.tel. V.
https://www.galerie-lisihaemmerle.at