Performative Live-Events, Filme und Ausstellungsprojekte gehören zur Praxis des steirischen Künstlers, Choreografen und Filmemachers Leon Höllhumer. Er setzt sich mit Fragen von Identität, Körper und Macht auseinander. Dabei spielt er mit Elementen des Performativen und Theatralischen. In aufwändigen Settings werden situative Plots und szenische Bilder entwickelt, die Höllhumer mit diversen Protagonist:innen interagieren lassen, darunter etwa die Choreographin Florentina Holzinger, die Band "Puke Puddle" und der Literat Ferdinand Schmalz. Ästhetisch wird dabei auf Punk, Horrorfilme und verschiedene analoge und digitale DIY-Strategien Bezug genommen. Dabei sind seine Arbeiten vor allem wild bis derb und vor allem sehr direkt.
Wie schon in früheren Arbeiten schafft Höllhumer auch mit "The Feast" ein vielschichtiges multimediales Projekt, das von Performance und szenischer Erzählung über Film bis hin zur Installation ein immersives Erlebnis bietet. Genau dieses Verhältnis von Objekt und Aktion findet sich in vielen Facetten in der jüngeren Kunstgeschichte wieder. Seitdem die Idee der Performance als Aktion Einzug in die Gegenwartskunst gehalten hat, haben sich Generationen von Künstler:innen daran abgearbeitet. Auch das für Höllhumer wesentliche Medium Film kommt hier ins Spiel. Im österreichischen Kontext sind hier die Protagonisten des Wiener Aktionismus zu nennen oder internationale Positionen wie Mike Kelley oder Paul McCarthy als prominente Vertreter der US-amerikanischen Westküste, die zum Teil aufwändig gestaltete Sets und Kulissen produzierten, um darin bizarre, meist sexualisierte Handlungen zu vollziehen - und zwar für die Kamera, für ein Live-Publikum oder manchmal auch für beides. Höllhumer knüpft an diese mediale Vielschichtigkeit an und betont sowohl die Funktion des Bühnenbildes als auch Fragmente von Kulissen und Requisiten sowie deren Qualität als Installation. Thematisch kreisen die Arbeiten oft um systemische Fragen, für deren Bearbeitung auch Emotionen wie Trauer als Vehikel genutzt werden.
Der Titel "The Feast" beschreibt einerseits das Grundsetting, andererseits die Stimmung der Arbeit. Im Sog der verschiedenen Elemente verschwimmen die Grenzen zwischen Rausch und Realität, Publikum und Performance. In einem installativen Parcours, der sowohl neue Skulpturen als auch mehrere neue Videoarbeiten umfasst, schafft Höllhumer ein multisensorisches Erlebnis, das immer wieder ambivalente Momente erzeugt und in sich zusammenbrechen lässt. Die Haltung ist dabei gleichermaßen spielerisch, kritisch und vulgär.
Ganz im Sinne des Punk ist die gesamte Arbeit überdreht und mit grotesken Figuren, Handlungen und Settings durchsetzt. Im Zusammenspiel von Skulptur, Video, Performance und Installation wird ein Werk gesponnen, das durch seine Distanzlosigkeit die Zuschauer:innen in seinen Bann zieht, sie einverleibt und zu Kompliz:innen macht.
Während der Laufzeit der Ausstellung wird Leon Höllhumer in der Halle für Kunst Steiermark einige performative Momente schaffen, die neben einer Performance des Künstlers auch ein Live-Konzert der Grazer Punk-Band Saubagger beinhalten.
Leon Höllhumer wurde 1986 in Judenburg geboren und lebt heute in Wien.
Leon Höllhumer
The Feast
bis 23. Februar 2025