Landschaften, Käfer und Falter kraftvoll ins Holz geschnitten

Die arbeitsintensive Vervielfältigungstechnik des Holzschnittes ist im heutigen Alltag längst durch Scanner, Fotokopierer oder Laser- und Tintenstrahldrucker verdrängt worden. Auch im Kunstbereich gibt es nur noch wenige, die sich mit dieser alten Handwerkskunst beschäftigen. Zu den wenigen, die dieser klassischen Technik noch frönen, zählt die im vorarlbergischen Gurtis lebende und arbeitende Künstlerin Gabi Jörger. Und die Ergebnisse sind durchaus sehenswert sind, wie die aktuelle Ausstellung Jörgers im Feldkircher Saumarkt belegen.  Neben Gurtislandschaften sind etwa farbenprächtige Käfer und Falter zu sehen sowie auch Querschnitte von Bäumen, deren Jahresringe feine Strukturen ergeben. Wobei die meisten Druckgrafiken der Künstlerin mehrfarbig sind.

Die farbigen Holzschnitte von Gabi Jörger sind von einer gleichermaßen farbigen wie druckgestalterischen Leichtigkeit geprägt. Als ob sich die Methodik des japanischen Farbholzschnittes, mit der sich die Künstlerin intensiv auseinandergesetzt hat, mit der klassischen europäischen Technik verschränkt hätte. So sind die Motive etwa mit klaren, feinen Linien „gezeichnet“ und es fehlen, zumindest bei den Tierdarstellungen, Licht- und Schatteneffekte. Und es steht nicht die detailgetreue Wiedergabe im Vordergrund, sondern das Charakteristische, das Wesentliche eines Sujets. Der Ausdruck steht über allem.

Jörger, die Mitglied von Xylon Österreich ist, der Vereinigung der Holzschneider-Innen Österreichs, setzt hauptsächlich auf Lindenholz als Druckstockbasis, das sie grundsätzlich in ihrem Atelier in Gurtis bearbeitet. Seit dem Jahr 2015 nutzt sie aber für die drucktechnische Umsetzung auch regelmäßig die Möglichkeit, im „Druckwerk“ in Lustenau (Vorarlberg) ihre Holzschnitte zu realisieren. Dabei benutzt sie eine Kniehebelpresse aus dem Jahr 1850, die das Land Vorarlberg dort als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Die Arbeit an der 170 Jahre alten Kniehebelpresse fasziniere sie, sagt die Gurtiserin, da sie ohne Technik des 20. und 21. Jahrhunderts auskomme, keinerlei zeitliche Vorgaben einhalten müsse und fast ohne Chemie arbeiten könne: Sie brauche lediglich Holz, ihre Holzschnittmesser, Papier und Farben sowie viel Zeit, Geduld, Ruhe, Erfahrung und Genauigkeit, um ihre Ideen künstlerisch in Form von Holzschnitten und Farbholzschnitten umzusetzen.

Die von ihr praktizierte Technik des Farbholzschnitts erfordert eine genaue Vorstellungskraft davon, wie die verschiedenen Farben auf mehrere Druckstöcke zu übertragen sind, sowie Präzision beim Schneiden der Druckstöcke und beim Einpassen auf das Papier. Dies sind Grundvoraussetzungen für einen gelungenen Holzschnitt. In der Wahl der Motive für ihre Holzschnitte nimmt Gabi Jörger zumeist Anleihe an der Landschaft, Pflanzen- und Tierwelt ihrer Umgebung, aber auch abstrahierte Darstellungen finden sich darunter, wie man noch bis 31. Jänner im Saumarkt Feldkirch überprüfen kann.

Im Übrigen bietet Jörger neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch regelmäßig Holzschnittkurse für Erwachsene, LehrerInnen und StudentInnen an. In diesen versuche sie, ihre Kunstfertigkeit zu vermitteln und die Begeisterung für das Drucken weiterzugeben. Informationen über aktuelle Kurse und Workshops finden sich auf ihrer Homepage www.holzschneiderei.com

Gabi Jörger: Holzschnitte
Saumarkt Feldkirch
Bis 31. Januar