Landscape of Transformation

Betreten auf eigene Gefahr! Exklusiv für die Kunsthalle Mannheim entwickelte die international renommierte Bildhauerin Magdalena Jetelová eine interaktive multimediale Großinstallation über mehrere Räume hinweg auf einer Fläche von 800 Quadratmetern. Erstmals inszeniert die Künstlerin wie eine Regisseurin von Raum zu Raum eine dramaturgisch durchkomponierte Erfahrungslandschaft: ein Wechselbad widersprüchlichster Körper-, Wahrnehmungs- und Gefühlszustände.

Der Ausstellungsbesucher wird aktiv eingebunden und aufgefordert, eigene Muster der Perzeption zu entdecken und zu überprüfen. Erst der Besucher selbst, in seiner Doppelrolle als Zuschauer und Akteur, verhilft dem Werk zur vollen Existenz. Jetelová arbeitet nicht mit konventionellen bildhaften Darstellungen, sondern schafft auf höchstem technischem Niveau abstrakte, multimediale Bildräume, in denen sie über kulturelle Codes - insbesondere Sprache und Schrift - mit dem Besucher kommuniziert.

Erstmals in Europa setzt Jetelová in Mannheim neben der experimentellen Verwendung von Licht, Projektion, Sound, Spiegelflächen und der Interaktion mit dem Besucher gezielt ein reizbares Thema ein: die Menschenrechte in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit. Sie stehen stellvertretend für die übergeordnete Problematik gesellschaftlicher Wahrnehmungsprozesse.

Mit "Landscape of Transformation" spricht Jetelová das Publikum gleich auf mehreren Sinnesebenen an. Bereits im ersten Ausstellungsraum erwartet es eine visuelle Herausforderung der besonderen Art. In der künstlichen Atmosphäre von bläulichem Schwarzlicht werden meterhohe Schriftbänder aktueller Fälle von Menschenrechtsverletzungen auf die Wände projiziert. Die Beschleunigung der laufenden, leuchtenden Wandschrift bis zum puren Lichtblitz vermittelt den Eindruck von Informationsüberflutung.

Mit Verfremdungseffekten überlistet Jetelová unsere Wahrnehmung, die durch die permanente Flut medialer Schreckensbilder längst abgestumpft ist. Beispielsweise werden über Lautsprecher Kinderstimmen eingespielt, die Nachrichten aktueller Menschenrechtsverletzungen von Amnesty International lesen und dabei durch harsche Korrekturen des Lehrers unterbrochen werden. Die Irritation zwischen Form und Inhalt lässt die Besucher aufhorchen und setzt gängige Verdrängungsmechanismen außer Kraft. "Landscape of Transformation" ist ein Appell an das Bewusstsein des Betrachters.

In ihrem brisanten Planspiel künstlerischer Grenz- und Sinnesverschiebungen spielt Jetelová mit den Gesetzen der Physik, um Irritation auszulösen. So kommt eine Erfindung eines geistesverwandten Grenzgängers zwischen Physik und Metaphysik - Nicola Tesla - zum Einsatz. Ein weiterer Ausstellungsraum ist bis unter die Decke mit dynamischen Spiegelflächen ausgekleidet. Sobald die Besucher sich den Spiegeln nähern, beginnen diese zu vibrieren und auf verstörende Weise die Selbst- und Raumwahrnehmung des Betrachters zu verzerren. So werden gängige Orientierungsmuster außer Kraft gesetzt. Kunst prägt sich als Erfahrung am eigenen Leib ein.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation: "Landscape of Transformation". Magdalena Jetelová, Hg. Ulrike Lorenz. Mit Beiträgen von Susanne Altmann, Boris Groys, Thomas Köllhofer und Ulrike Lorenz, deutsch/englisch, Wienand Verlag, Juli 2010. ISBN 978-3-86832-030-5, Preis ca. 30 Eur.

Landscape of Transformation
17. Juli bis 10. Oktober 2010