Nach 2019 und 2021 präsentiert die Künstler:innen-Vereinigung "KunstVorarlberg" nunmehr zum dritten Mal eine Ausstellung zum Thema "Kleine Formate". Kuratiert wird die Schau von der aus Dänemark stammenden und in Feldkirch lebenden Künstlerin May-Britt Nyberg, die dieses Format auch initiiert hat. Insgesamt 31 Künstlerinnen und Künstler haben ein oder mehrere Kunstwerke geschaffen, die nicht größer als 25 mal 25 mal 25 Zentimeter sein dürfen. Zwar können kleinformatige Arbeiten in ihrer Raumwirkung nicht mit einem großen Kunstwerk mithalten. Aber es gibt viele andere Aspekte, die das Kleinformat zu einer durchaus interessanten Kunstform machen.
Durch die Verknappung des Bildraumes etwa wird der Kunstschaffende unter anderem dazu gezwungen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Was ihn zu einer neuen Auseinandersetzung mit einem bestimmten Motiv führt und letztlich den Blick für das Wesentliche schärft. Wobei die Intimität des Formats die persönliche Note eines Werkes verstärken und es zu einem Spiegelbild der inneren Welt der Künstlerin oder des Künstlers machen kann.
Und natürlich können kleine Werke analog zu großen Bildern und Skulpturen in den verschiedensten Techniken und Medien erstellt werden, angefangen von der Malerei über die Zeichnung bis hin zur Plastik oder Fotografie. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es den Kunstschaffenden, die Inhalte, die es zu transportieren gilt, auf unterschiedlichste Weise auszudrücken.
Kunstschaffende nutzen kleine Formate häufig auch dazu, um Ideen zu skizzieren oder neue Techniken auszuprobieren, ohne sich dem Druck eines größeren Werkes stellen zu müssen. Dies kann zu innovativen Ansätzen und einem spielerischen Umgang mit Materialien führen.
Ein spezielles Merkmal ist auch, dass kleine Exponate sowohl in Bezug auf den Preis als auch den Platzbedarf weit über elitäre Sammlerkreise hinaus zugänglicher sind. Sie sind erschwinglicher und können in privaten Haushalten leichter untergebracht werden. Kunst rückt damit näher in den Alltag und trägt dazu dabei, die Barrieren zwischen Kunst und Alltag aufzubrechen.
Vielseitig und multimedia
Die Künstler:innen von KunstVorarlberg, die an der Ausstellung partizipieren, nähern sich der gestellten Aufgabe, kleine Formate zu schaffen, hinsichtlich Material, Technik und Thema auf unterschiedlichste Weise.
Die aus der Schweiz stammende Künstlerin Dorothea Rosenstock etwa zeigt „Farberinnerungen“ aus Baumwollgewebe, das mit Papierfäden kombiniert wird. Sie greift dabei auf Papiergarne aus früheren Projekten zurück und lässt gleichdam „Papiergewächse“ erstehen. Rosenstock: „Gewebe auf Keilrahmen ist der Beginn von Malerei.“
Das schweizerisch-österreichische Künstlerduo Bildstein/Glatz kombiniert in der Werkserie „Modell der Wirklichkeit“ ausgewählte Materialien aus früheren Arbeiten wie den Bronzen im Museumsquartier in Wien, oder Bruchstücken des Werkes „Microdrome“. Die Komposition soll nach der Intention des Duos einen Dialog über Vergänglichkeit eröffnen, zwischen dem Ephemeren und dem Beständigen und lädt Betrachter dazu ein, die Unvollkommenheiten als zentrale Aussage der Arbeit zu sehen. Bildstein/Glatz: „Die Assemblagen reflektieren den prozesshaften Charakter von Kunst, der sich nicht in einer Endform erschöpft, sondern stetig weiterentwickelt – eine Momentaufnahme der Zeit, des Materials und der Setzung.“
Die 1968 in Bregenz geborene und in Nenzing lebende und arbeitende Künstlerin Birgit Konzett weitet ihr malerisches Spektrum in die Dreidimensionalität aus und bemalt zusammengeknüllte Plastiktischdecken mit Hilfe von Acrylfarbe und Tusche mit ornamentalen Elementen. In einer von Schnelllebigkeit geprägten Welt, in der vieles als vergänglich und flüchtig wahrgenommen wird, soll die Plastiktischdecke eine unerwartete Aufwertung erfahren, betont die Künstlerin. Dementsprechend tragen alle sechs bemalten Objekte, die sie zeigt, den Titel „Hommage an die Ewigkeit".
Der in Bregenz lebende Fotograf Ivo Vögel hat sich im Zuge eines Projektes mit dem Thema „Campingplatz“ beschäftigt. Das sei ein ganz eigenes Universum, so der Künstler. Das beginne schon bei den Namen der Campingwagen, die etwa „Südwind“, „Villa Spitz“ oder das „Scharfe Eck“ heissen. Vögel hat im Winter fotografiert, wenn nicht soviel los ist auf den Campingplätzen. Mit der Kamera hat er viele charmante Details festgehalten, angefangen von den leeren Stellplätzen, über verlassene Klappstühle bis hin zu verblassten Namensschildern.
Skulptural umgesetzte „Flachfische“ aus Wegwerfmaterialien zeigt die kuratierende Künstlerin May-Britt Nyberg. Hintergrund dazu ist, das sie an einem dänischen Fjord aufgewachsen sei und sich seit Jahren mit der Erwärmung des Meeres im Zuge des Klimawandels, mit der Überfischung der Weltmeere und mit dem massiven Rückgang der Meerestiere in den Ozeanen beschäftige. Fischarten, die sie besonders ansprächen, setze sie daher seit Jahren mit Pappmaschee und Acrylfarbe künstlerisch um, erläutert die Künstlerin.
Der Götzner Keramikkünstler Ewald Hotz bezeichnet seine schrägen, kleinen Porzellanfiguren, die an überdimensionale Spermien erinnern, als „Freischwimmer“. In einer zunehmend unübersichtlichen, verfälschten digitalen Welt, betrachte er die Freischwimmer mit einem Augenzwinkern als Transportmittel zur Selbstbestimmung, betont der Künstler.
Dies nur als einige Beispiele. Die weiteren, nicht minder interessanten "kleinen Formate" stammen von Lisa Althaus, Andrea Maria Bauer, Melanie Berlinger, Oliver Bischof, Günter Bucher, Gabriele Bösch, Roswitha Buhmann, Heidi Comploj, Ursula Dorigo, Evelyne M. Fricker, Hilda Keemink, Guntram König, Edgar Leissing, Carmen Margot Lins, Bianca Lugmayr, Hanno Metzler, Gertrude Neusser-Schopf, Daniela Peter, Birgit Pleschberger, Gerhard Rasser, Regina W. Stadler, Anna-Amanda Steurer, Franziska Stiegholzer, Mila Veljac’a Plaickner und Renate Wittwer.
Kleine Formate
23. November 2024 bis 5. Jänner 2025
Eröffnung: 22. November, 19.00 Uhr
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u.15-18