Kunstmuseum Winterthur zeigt Zeichnungen von Fred Sandback

Ein Jahrzehnt nach seinem Tod wird der Amerikaner Fred Sandback (1943–2003) mit seinen Skulpturen als einer der herausragenden Künstler seiner Generation betrachtet. In Sandbacks Arbeit spielte die Zeichnung von Anfang an eine wichtige Rolle, denn im Unterschied zu manchen Zeitgenossen zeichnete er nicht Studien und Entwürfe für Skulpturen, sondern behandelte die Zeichnung als selbständiges Medium mit seinen eigenen ästhetischen Möglichkeiten.

Diese erste Retrospektive von Sandbacks zeichnerischem Werk versammelt über 140 Arbeiten aus den Jahren 1967 bis 2000, ergänzt durch Skulpturen.

Um 1967 begann Fred Sandback, in der Zeichnung seine Vorstellungen von einem skulpturalen Volumen zu formulieren, das nur linear umrissen und nicht materiell besetzt ist. Von der Darstellung isolierter Elemente gelangte er bald dazu, die Skulptur in Beziehung zu Räumen zu denken und auf dem Papier diese Situationen zu erproben. Mit Variationen über skulpturale Setzungen in realen, ihm bekannten Galerieräumen hatte Sandback um 1970 sein Motiv gefunden, das ihn immer wieder antrieb. In den 1970er Jahren entdeckte er die Zeichenfläche als autonomen Raum, in dem er das Potential der Linie auf souveräne Weise durchspielte.

In den 1980er Jahren erweiterte Sandback sein zeichnerisches Vokabular um neue Darstellungsweisen. So realisierte er farbige Arbeiten in Acryl, in der Pochoir-Technik oder in Pastell, die gegenüber den früheren Blättern wesentlich bildhafter wirken. Ein gegebenes Raumvolumen betrachtete Sandback nun nicht mehr im Hinblick auf eine Skulptur, sondern als sinnliches Phänomen für sich – Spekulationen, die in der Zeichnung anschaulich werden.

In seinen späten Arbeiten entfernte sich Sandback vom realen Raumgerüst, um Skulpturen auszudenken, deren Linien potentiell unbegrenzt verlaufen. Dafür erfand er ungewöhnliche Techniken – Schnitte in Karton anstelle von gezeichneten Linien oder malerische Markierungen auf transparenten Folien, um die Zeichnung als den Ort zu definieren, an dem die virtuelle Raumteilung anschaulich wird.

Im Kunstmuseum Winterthur bildet die amerikanische Malerei, Skulptur und Zeichnung einen Sammlungsschwerpunkt. Mit Unterstützung des Galerievereins, Freunde des Kunstmuseums Winterthur, der Jubiläumsstiftung Kunstverein Winterthur und eines Sammlerpaars gelang es, eine Werkgruppe von Fred Sandback aufzubauen, die nun sechs Skulpturen, ein Skulpturmodell und 23 Zeichnungen umfasst und so das Werk des Künstlers in seinen verschiedenen Erscheinungsformen dauerhaft repräsentiert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, verfasst von Dieter Schwarz, der einen Überblick über Sandbacks zeichnerisches Schaffen bietet und zahlreiche weitere, nicht ausgestellte Blätter abbildet. Er enthält Beiträge von Mark Godfrey, Heinz Liesbrock, Edward Vazquez und Gianfranco Verna. Klappenbroschur, 208 Seiten, 180 farbige Abbildungen. CHF 50.–


Fred Sandback: Zeichnungen
10. Mai bis 27. Juli 2014