Kunst & Politik

Kann Kunst als ein wirksames Mittel zur Veränderung oder zum Widerstand gegen hegemoniale Macht genutzt werden? Welche Formen sollte eine solche Kunst annehmen? Und in welchem Kontext kann sie wirksam auftreten, um politische Brisanz zu entfalten? Fragen wie diese gerade heute wieder zu stellen, lohnt sich sowohl von einer historischen wie gegenwärtigen Perspektive aus.

Der Blick, den die Ausstellung Kunst & Politik von diesen Fragen ausgehend auf die Sammlung der Stadt Wien richtet – nämlich auf jene Kunstwerke, die dort im weitesten Sinn unter dem Stichwort "Politik" verschlagwortet sind – zeigt ein weites Spektrum von künstlerischen Antworten. Aus der Sicht der Gegenwart wird dabei auch manche Bedeutungsverschiebung älterer Kunstwerke erfahrbar. Und es bilden sich auch manche historisch bedingte Leerstellen und blinde Flecken ab.

Sammlungen sind keine homogenen Konstrukte. Ihr institutionsgeschichtlicher Aspekt ist daher von großem Interesse. Die Stadt Wien sammelt seit 1951 Kunst: Gerade im Wien der 50er Jahre stellte sich damals schmerzlich der Verlust der Intelligenz und Künstlerschaft durch den Holocaust und die Zwangsemigration dar, die sich in dieser Sammlung sehr deutlich bemerkbar machen. Über die folgenden Jahrzehnte dann spiegelt die Sammlung das ästhetische und kulturpolitische Klima der Stadt und des offiziellen Wien wider.

Die Ausstellung nähert sich dem reichen Bestand mit subjektivem Blick. Sie hebt da oder dort durch kleine Erzählungen hervor, warum diesem Blick einzelne Arbeiten stilistisch oder auch inhaltlich auffallen. Auch die Gestaltung der Ausstellung folgt diesen vielfach verwobenen Geschichten von Kunst und Politik durch ein System von Repräsentationsebenen, in dem nicht nur einzelne Kunstwerke ausgestellt, sondern manche ihrer unsichtbaren historischen und kontextuellen Rahmen beleuchtet und lesbar gemacht werden.

Der Bogen der Werke spannt sich – mit vereinzelten Rückblicken – von den 1960er Jahren bis hin zur Gegenwart. Themenkomplexe sind unter anderem die Nachwirkungen des Holocaust, Ereignisse wie der Ungarn-Aufstand, die Niederschlagung des Prager Frühlings, 1968, die atomare Bedrohung, die Veränderung der Arbeitswelt und der Geschlechterverhältnisse, das Fremde und Migration sowie die Künstlerproteste rund um das Jahr 2000.


Kunst & Politik
4. Juli bis 10. Oktober 2008