Künstlerische Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden im Kunstforum Montafon

Im Kunstforum Montafon sind thematische Gruppenausstellungen seit Langem eine feste Institution. Oft ergeben sich Kooperationen mit den Montafoner Museen, wenn dort Themen behandelt werden, die auch für die zeitgenössische Kunst interessant sein können.

Aus Anlass des 500. Jahrestags der Bauernkriege wurde eine neue Kooperation ins Leben gerufen. Das länderübergreifende Großprojekt "500 Jahre Bauernkriege – Freiheit braucht Courage" wird von den Montafoner Museen mitgetragen.

Das Interreg-Projekt "Courage" nutzt die sich bietende Chance, den 500-Jahre-Gedenkstein zum Bauernaufstand 1525 (Auslöser des Demokratisierungsprozesses in Europa) zu nutzen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, den grenzüberschreitenden Kulturraum und das immaterielle Kulturerbe im Streben nach demokratischen Werten sichtbar zu machen und die grenzüberschreitenden Verflechtungen deutlich zu machen.

Durch die gemeinsame Aufarbeitung der damaligen Ereignisse und deren Interpretation im Hinblick auf die aktuellen Themen Zivilcourage soll eine Mobilisierung zur Beteiligung an demokratischen Prozessen erreicht werden. Im Projekt wird es bei den öffentlichen Veranstaltungen und Ausstellungen eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Begriffen Demokratie und Freiheit geben.

Das Projekt hat das Ziel, die Bürger:innen dafür zu sensibilisieren, dass Demokratie und soziale Inklusion nicht selbstverständlich sind, sondern auch heute das Engagement aller Bürger:innen erfordern. Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums soll das kulturelle Gedächtnis durch Erinnerungsorte, kreative Aktionen und Wissensvermittlung gestärkt werden. Außerdem soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Pflege des gemeinsamen Erbes verbessert werden. Und es soll gesellschaftliches Lernen durch Veranstaltungen und ein touristisches Angebot unterstützt werden.

Die historische Dimension soll sichtbar gemacht werden, wofür historische Recherchen zur Geschichte des südlichen Vorarlbergs (Montafon und Umgebung) in den Jahren um 1525 – an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit – unbedingt notwendig sind. Besondere Berücksichtigung sollen hierbei die Reformation, der Bergbau sowie die damalige Volksfrömmigkeit finden. Aber auch die Kontakte zu Graubünden und Tirol sind von Bedeutung.
Während die Reformation regen Zuspruch erlebte, wurde zugleich der spätgotische St. Anna-Knappenaltar in Bartholomäberg geschaffen. Die Region spielte auch als Reservoir für das Söldnerwesen im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen des Bauernkrieges eine wesentliche Rolle. Dafür sollen neue Quellen in den Archiven in Bregenz, Innsbruck und Chur erschlossen werden.
Auf der Grundlage dieser Forschungen soll eine Ausstellung in den Montafoner Museen konzipiert werden, die von einer Vortragsreihe begleitet wird. Darüber hinaus sind verschiedene Kulturvermittlungsaktivitäten zum Thema geplant. In den Vorträgen werden historische und zeitgenössische Begebenheiten und Persönlichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung von Demokratie und Ordnung erörtert.

Für den Kurator Roland Haas ist das ein guter Grund, eine Gruppenausstellung zu organisieren. Dort geht es um die Frage, wie zeitgenössische Künstler:innen mit dem Thema Krieg und Frieden umgehen. Dieses Thema ist leider immer noch brandaktuell. Bei seinen Recherchen wurde bald klar, wie schwierig diese Thematik ist, wie politisch aufgeladen und vor allem wie furchtbar präsent die Kriegsgräuel ständig in den Medien sind. Es ist völlig unbegreiflich, dass im 21. Jahrhundert immer noch Kriege geführt werden müssen und die Menschheit nicht in der Lage ist, Frieden zu finden.

Die künstlerischen Umsetzungen sind vielfältig und es gibt viele Projekte, die sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzen, zum Beispiel das Museum für den Frieden – Tiroler Landesmuseum, Kunst im Krieg (Kultum, Graz), Kunst & Friede (abfang.org), Kunst gegen den Krieg (Willy Brandt Haus), Nie wieder Krieg (Kunsthaus Zürich), Kunst und Krieg (Kunstmuseum Winterthur) und viele andere. Viele Kunstschaffende aller Genres setzen sich mit diesem Thema auseinander, und es ist schwierig, sie alle aufzuzählen.

Roland Haas hat sich entschieden, bei der Auswahl der Kunstwerke auf explizite Darstellungen der Kriegsgräuel zu verzichten – wir werden tagtäglich mit den furchtbarsten Bildern in sämtlichen Medien überflutet!

Dafür suchte er auch weit über unsere Landesgrenzen hinaus nach Künstler:innen aus Regionen, die von der Thematik betroffen sind oder waren, und die mit ihr relativ vorsichtig und hintergründig umgehen. Es sind dies Olesia Grygoruk (UA), Sudi Khonssari (IR), Inna Shevchenko (UA) und Elsa Okazaki (F, A), Anastasiya Yarovenko (UA) sowie Anna Zvyagintseva (UA). Wie sensibel und dramatisch die Situation ist, zeigt die Absage der bekannten ukrainischen Künstlerin Kateryna Lysovenko. Sie schrieb nach anfänglicher Zusage: „Ich würde gerne teilnehmen, wenn kein Krieg passiert wäre, wenn die Subjektivität der Ukrainer:innen, unsere Geschichte, akzeptiert würden, wenn der russische Imperialismus erkannt wäre, aber leider ist das bis jetzt nicht passiert. Ich sage nicht wegen Ihres Projektes ab, sondern wegen des europäischen Kontexts, in dem die Tode und Leiden der ukrainischen Menschen weniger wichtig sind als das gewünschte Business mit Russland, trotz des nicht nur für die Ukraine bedrohlichen Imperialismus. Das Problem liegt nicht bei den Künstler:innen und dem Konzept, sondern im politischen Hintergrund.“

Mit Tom Eller, Olesia Grygoruk, Sudi Khonssari, Zenita Komad, Isabella S. Minichmair, Christian Moisl, Inna Shevchenko & Elsa Okazaki, Iv Toshain, Anastasiya Yarovenko und Anna Zvyagintseva.

Krieg und/oder Frieden?
15. Juni bis 8. August 2025
Eröffnung: Freitag 13. Juni 2025, 19 Uhr. Kurator Roland Haas spricht mit den anwesenden Künstler:innen
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag und Sonntag 16 – 18 Uhr, Eintritt frei