Künstlerinnenkollektiv „freundinnenderkunst“ – Glashausfantasie

Von 2020 bis 2022 diente ein Glashaus als Labor und Bühne für Performances und war der Ausgangspunkt für zehn Inszenierungen und Interventionen des Künstlerinnenkollektivs „freundinnenderkunst”. 2024 erweiterten sie die Serie bei einem Artist-in-Residence-Aufenthalt in Namibia um eine weitere „Glashausfantasie”. Die neueste Installation „Mythos” entstand im Zuge der Präsentation im Francisco Carolinum im Jahr 2025, dem 25-jährigen Bestehen des Künstlerinnenkollektivs.

Als Readymade aus dem Baumarkt wurde das Gewächshaus zum Atelier, Treibhaus und Labor – ein Ort für künstlerische Experimente, poetische Annäherungen und kollektive Überlegungen. Der einfache, rundum einsehbare „Raumkörper” wurde während der Zeit des gesellschaftlichen Rückzugs in der Corona-Pandemie als Rahmen, Ort der Forschung und des kreativen Austauschs genutzt. Vorstellungen von Freiheit, Wachstum und Begrenzung wurden damit auf poetische Weise hinterfragt.

Die Ausstellung im Francisco Carolinum, dem Museum für Fotografie und Medienkunst, zeigt die langjährigste Serie des Kollektivs sowie die jüngsten Arbeiten, die im Rahmen eines Residency-Aufenthalts entstanden sind.

Glashausfantasie 1–10
Das Glashaus mit seiner Enge und Schutzfunktion wurde zum treffenden Symbol für das während der Pandemie kollektiv Erlebte. Nach der experimentellen Erkundung des alternativen Ateliers und symbolträchtigen Raums im Jahr 2020 machte sich das Objekt im Jahr 2021, während der Zeit des gesellschaftlichen Rückzugs, auf den Weg durch eine leere Stadt, um vor großen Kulturinstitutionen Kontakt aufzunehmen. 2022 migrierte das Kunstobjekt in seine natürliche Umgebung, die kultivierte Natur.

Das 247 × 185 × 208 cm große, handelsübliche Gewächshaus aus Kunststoff und Aluminium erscheint als thematische Klammer der Ausstellung „Glashausfantasie” und präsentiert sich in jedem Raum der Ausstellung in einer anderen Form. Im Stiegenhaus des FC hängt das Gewächshaus zerlegt in seine Seitenflächen als Mobile. Die kinetische Rauminstallation „Glashausfantasie 12” ist ein beweglicher Balanceakt zwischen transparenter Leichtigkeit und aufgelöster Funktionalität.

Im ersten Ausstellungsraum des Obergeschosses wird das Readymade-Gewächshaus zum Schauraum für die Kunst-Edition der ersten zehn „Glashausfantasien”. An den Wänden werden die jeweiligen Fotos, Videos und Performances reflektiert präsentiert. Dabei steht das Objekt „Glashaus” bildlich im Mittelpunkt, während sich die Künstlerinnen visuell zurücknehmen. Daher wird im zweiten Raum das Objekt selbst ins Zentrum gerückt: in den performativ entstandenen, inszenierten Fotoserien, in den Skulpturen einer verschobenen Rahmenkonstruktion und in Form eines Videos, in dem der Raum körperlich erfahren wird.

Glashausfantasie 11
Als Artists in Residence des OÖAIR-Programms der OÖ Landes-Kultur GmbH konnten die „freundinnenderkunst” 2024 in Namibia ihre elfte „Glashausfantasie” realisieren und brachten sich als Protagonistinnen auch wieder selbst ins Bild.

Ausgehend von ihrem elfägigen Aufenthalt entwickelten die „freundinnenderkunst” neue Arbeiten im Rahmen des als Langzeitperformance angelegten Aufenthalts. Das auch in Afrika gebräuchliche Gewächshaus wird zum symbolischen Raum für ein geschütztes Klima und fungiert als Ausgangspunkt für die performativen Inszenierungen des Kollektivs. Die Künstlerinnen setzen sich mit ihren Kostümen in Bezug zur Landschaft: einer auf über 1000 Metern gelegenen Dornstrauch-Savanne an der Grenze zur Kalahari. Der monochrome blaue Himmel und die besonderen Lichtsituationen wurden für die Konzeption der Bildideen aufgegriffen. Ebenso wie sich vor Ort aufdrängende Themen wie Jagd, Land, Territorium und Grenzen. In einer narrativen Präsentation von Fotoserien, Videos und Textauszügen aus dem Logbuch wird der Prozess und seine Dynamik sichtbar gemacht. Unter anderem hat die renommierte Künstlerin und Fotografin Margaret Courtney-Clarke, die bereits im FC ausgestellt hat, die Aktivitäten in „Kalahari Creation“ im Jahr 2024 festgehalten.

Eine dreiteilige Fotoserie zeigt die Künstlerinnen, die die „Fahne Tiere-Zaun“ in Form inszenierter Fotografien performativ darstellen. Diese Motive sind auch das Thema einer Performance der freundinnenderkunst anlässlich der Eröffnung und Feier zum 25-jährigen Jubiläum.

Seit 1999 arbeiten die „freundinnenderkunst” als Künstlerinnenkollektiv in Linz und entwickeln in multipler Autorinnenschaft Projekte in Form von Interventionen und Performances. Sie inszenieren sich selbst und schaffen gemeinsam neue Bilder von kritisch reflektierten Gegenwartserfahrungen. Derzeit besteht das für seine kritische, feministische Praxis bekannte Kollektiv aus Claudia Dworschak, Marion Klimmer, Helga Lohninger und Viktoria Schlögl. Martina Kornfehl und Maria Meusburger-Schäfer waren bis 2021 Teil des Kollektivs.

freundinnenderkunst
Glashausfantasie
Bis 8. Februar 2026
Kuratorin: Genoveva Rück