Das Kunsthaus Bregenz präsentiert einen außergewöhnlichen künstlerischen Dialog. Im Foyer werden Werke des britisch-kenianischen Malers Michael Armitage, der österreichischen Malerin, Grafikerin und Filmemacherin Maria Lassnig sowie der kenianischen Künstlerin Chelenge Van Rampelberg gezeigt.
Ausgangspunkt der Ausstellung war ein Gespräch mit Michael Armitage während der Vorbereitungen für seine KUB-Ausstellung im Jahr 2023, in dem er über Maria Lassnig spricht – für ihn eine der bedeutendsten Maler:innen überhaupt und eine Persönlichkeit, die ihn nachhaltig geprägt hat. Als weiteren wichtigen Einfluss nennt Armitage seine langjährige Mentorin, Lehrerin und Freundin, die Künstlerin Chelenge Van Rampelberg. Im Sommer 2025 treten diese drei Stimmen nun im Kunsthaus Bregenz in einen vielschichtigen Dialog. Die Auswahl der Werke stammt von Michael Armitage selbst.
Chelenge Van Rampelberg, die wie Michael Armitage in Kenia geboren wurde, ist in der Ausstellung mit Holzschnitten und Skulpturen aus Holz vertreten: männliche Köpfe mit gespitzten Mündern und aufrechte weibliche Figuren. In ihnen verbinden sich Konzentration und Empfindsamkeit, Anspannung und Würde – etwa in „Eve I“ (1996), einer Eva mit geneigtem Kopf. Auch ihre Holzschnitte erzählen von Beziehungen – zur Natur, zu Tieren und zu anderen Menschen. Verletzlichkeit und Nähe zeigen sich in den weichen Konturen. Es sind Bilder eines Daseins zwischen Sorge und Hoffnung.
Von Maria Lassnig sind Zeichnungen zu sehen, die wie ihre Gemälde den Blick nach innen richten. Sie zeigen den Körper nicht als äußere Form, sondern als Resonanzraum von Empfindungen und als Ort des sinnlichen Wahrnehmens. Der Mensch erscheint bei Maria Lassnig nicht isoliert, sondern in Raum, Biografie und Beziehungen verortet. Deutlich wird dies in Arbeiten wie „Einen Hund besitzen”, 1976, einem Werk aus der Sammlung des Kunsthaus Bregenz: Mit festem Blick wendet sich Lassnig den Betrachter:innen zu. In ihrem rechten Arm hält sie einen Hund – Begleiter, Trophäe oder Spiegelbild.
In den Aquarellen von Michael Armitage begegnen uns Schmerz und politische Spannungen ebenso wie eine große Zärtlichkeit, vor allem gegenüber Tieren. Seine Pinselstriche in warmem Sepia zeugen von technischer Präzision und feinem Gespür. Dünne Farbschichten und Schatten öffnen Räume, die zugleich verletzlich und lebendig wirken. Im Gemälde „Midas“, 2019, greift Michael Armitage ein mythisches Thema auf: König Midas, dessen habgieriger Wunsch, dass alles, was er berühre, zu Gold werde, ihm schließlich zum Verhängnis wird. Eine nackte männliche Figur blickt auf eine in goldenen Stoff gehüllte Mutter mit Kind herab. Eine Hyäne scheint die Szene wie aus einer anderen Welt heraus zu überblicken. Was die drei Künstler:innen verbindet, ist ihr Interesse am Menschen – seinem Körper, seinen Beziehungen und seinem Dasein in der Welt –, dem sie sich aus unterschiedlichen Richtungen in einfühlsamen Darstellungen nähern. Im Kunsthaus Bregenz begegnen sich diese unterschiedlichen Perspektiven auf besondere Weise.
Michael Armitage (*1984, Nairobi) gründet 2020 das Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) — eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung zeitgenössischer Kunst in Nairobi und Ostafrika. Neben seiner Ausstellung im Kunsthaus Bregenz 2023 ist Michael Armitage mit seinen Gemälden in zahlreichen namhaften Ausstellungshäusern weltweit vertreten. Er lebt in Nairobi, London und Bali.
Maria Lassnig (1919, Kappel am Krappfeld — 2014, Wien) gilt als Pionierin der künstlerischen Emanzipation in der damals männlich geprägten Kunstwelt. Kennzeichnend für ihr Werk ist vor allem der Begriff des Körperbewusstseins.
Chelenge Van Rampelberg (*1961, Kericho) gilt als erste Bildhauerin Kenias. Sie arbeitet hauptsächlich mit Holz. Struktur, Farbe und Eigenschaften des Materials sind wesentlich für ihre Arbeit, die in der indigenen Kunst Kenias wurzelt. Chelenge Van Rampelberg lebt und arbeitete nahe des Nairobi National Park.
KUB Projekt
Michael Armitage
Maria Lassnig
Chelenge Van Rampelberg
12. Juli bis 28. September 2025
Eröffnung — KUB Projekt Michael Armitage, Maria Lassnig, Chelenge Van Rampelberg
Freitag, 11. Juli, 19 Uhr, Foyer
Eintritt frei
Artist Talk mit Michael Armitage, Chelenge Van Rampelberg und Thomas D. Trummer
Samstag, 12. Juli, 11 Uhr
Beitrag: € 7 zzgl. Eintritt, in englischer Sprache