Kosakenzipfel mit Kaffee und Musik

20. Oktober 2010 Rosemarie Schmitt
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Was der Sirtaki für Griechenland, ist der Säbeltanz für Russland. Viele Menschen verbinden mit diesen beiden Tänzen alte, sehr alte, volkstümliche Weisen, doch weit gefehlt. Der Sirtaki ist mitnichten ein alter griechischer Volkstanz. Mittlerweile zwar zum Volkstanz geworden, doch noch immer sehr jung. Er wurde erstmals 1964 getanzt.

Mikis Theodorakis komponierte ihn speziell für den Film "Alexis Sorbas". Angeblich war der Hauptdarsteller Anthony Quinn ein sehr talentfreier Tänzer und mit den griechischen Tanzschritten etwas überfordert. Also wurde eigens für Mister Quinn der Sirtaki komponiert. Den bekam er dann auch auf die Reihe (so er dann auch getanzt wird, statt im Kreis). Seither ist der Sirtaki der Inbegriff des griechischen Tanzes – jedenfalls für Nichtgriechen!

Und der Säbeltanz? Nun, der Tanz als solcher ist in der Tat ein alter, orientalischer Tanz. Ein von Frauen dargebotener Phantasietanz mit Bauch (es kann auch gerne etwas mehr sein) und ohne eine ganz bestimmte Melodie. So kreisen Bauch, Hüfte und auch der Säbel zu meist gemächlicher und ruhiger Musik. Ist ja auch sonst zu gefährlich. Und dann kam Chatschaturjan daher und komponierte, als Bestandteil seines Ballettes "Gayaneh", den Tanz mit dem Titel "Säbeltanz". Na, dieses Tempo mit Säbel und Tanz kann ich mir nicht wirklich vorstellen.

Zum ersten Mal hörte ich den Säbeltanz in den 70er-Jahren. Ein Mann sprach mit einem damals noch eher selten gehörten russischen Akzent "Komm Briederchen, trink! Kosakenkaffee!", und dann hörte ich, wie viele andere Fernsehzuschauer ebenso, den atemberaubend schnellen Säbeltanz. Später verwechselte ich ihn dann häufig mit dem "Hummelflug" und lange hielt ich die Russen für das schnellste Volk der Erde. Wussten Sie, daß Liselotte Pulver zu der Musik des Säbeltanzes in dem Film "Eins, Zwei, Drei" auf einem Tisch Striptease tanzte? Ich kann (und möchte) mir das gar nicht vorstellen.

Ich weiß gar nicht, ob der Kosakenkaffee tatsächlich russisch ist. Möglicherweise ist er ebenso russisch wie der Kosakenzipfel. Sie kennen doch den Kosakenzipfel? Das Objekt der Begierde der Herren Hoppenstedt und Pröhl, bei denen es sich um die Ehegatten der Winselstute und der Jodelschnepfe handelt. Sehen Sie, jetzt erinnern Sie sich an diese wunderbar köstliche Nachspeise, die Vicco von Bülow kreierte. Herr von Bülow, alias Loriot, erfand diesen Kosakenzipfel eigens für einen Sketch, und mittlerweile gibt es sogar in China diese Süßspeise. Natürlich heißt er in China nicht Kosakenzipfel sondern Qi Bing Mao.

Und dieser Kosakenzipfel ist wahrscheinlich genauso russisch wie der Kosakenkaffee. Aber die Musik, die zu der Kosakenkaffee-Werbung gespielt wurde, der Säbeltanz von Aram Chatschaturjan, diese Musik ist echt. Echt russisch. In dieser Musik finden wir die russische Seele. Vielleicht ist der Säbeltanz das bekannteste Werk Chatschaturjans, aber ist es auch das schönste? Das Adagio für Violoncello solo und Streicher aus der ersten "Gayaneh-Suite" oder der Walzer aus der Schauspielmusik "Maskerade" oder Melodien aus dem Ballett "Spartacus" oder, oder, oder...

Was halten Sie davon: Ein Klavier, ein Klavier (also 2 Klaviere), einen Kosakenzipfel, dazu Kosakenkaffee und die aktuelle CD von Rolf Plagge und Wolfgang Manz, die sich als Klavierduo "Duo Reine Elisabeth" nennen, und fertig ist ein wunderbarer Tag! Und zwar ein wunderbarer russischer Tag (aus musikalischer Sicht). Das Duo präsentiert Ihnen echte russische und armenische Klaviermusik vom Feinsten. Und die CD dieses Duos präsentiert Ihnen Telos-Music, ein Label des Vertriebes Naxos, und Naxos ist immer für eine Überraschung gut!

Ob Classi- oder Spartacuss,
das eine kann, das andere muss!

Einverstanden, ich verspreche Ihnen, Sie in Zukunft mit meinen Reimversuchen nicht mehr zu belästigen.
Einen wunderbaren russischen Tag wünscht Ihnen
herzlichst,

Ihre Rosemarie Schmitt